Das Generationenhaus
Datum: 02.09.2017,
Kategorien:
Sonstige,
... Gesicht anzusehen. Ganz warm und herzlich drückte sie mir die Hand zum Dank. So wohl hatte ich mich noch nie in der Fremde gefühlt. Schon nach einem Tag war diese Unterkunft mein Heim geworden. Als sie mir die Hand drückte, spürte ich etwas, das mehr als Dankbarkeit auszudrücken schien. Es war eine nicht zu beschreibende Zuneigung zu dieser mir unbekannten Person, die mich ergriff. Dabei war ihr Äußeres wenig angetan, Wärme zu vermitteln. Frau von Kauffmann war schlank. Sie hatte eine sportliche Figur, die durch einfarbige Kostüme, meist in grauem Grundton gut betont wurde. Auf ihrem Gesicht zeichneten sich Falten nicht nur beim Lachen ab. Aber es waren Fältchen, die Freundlichkeit ausstrahlten: rund um die Augen und vor allem in den Mundwinkeln. Mir waren sofort die schlanken und fein konturierten Beine dieser Frau ins Auge gestochen. Ihre aufrechte Haltung drückte nicht Hochmut, sondern Stolz und Lebensfreude aus. Da war es nebensächlich, dass diese Frau offensichtlich oben herum nicht viel aufzuweisen hatte. Schon an jenem ersten Tag in meiner neuen Wohnstatt habe ich ihr bewundernd hinterhergeschaut, wenn sie mich mit leicht federndem Gang verließ.
Niemand soll glauben, ich hätte mich sofort in diese deutlich ältere Frau verguckt. Es war von Anbeginn eine gewisse innere Bindung zwischen uns. Ich hatte Hochachtung vor dieser Person, obwohl ich sie kaum kannte und sie auch nur in alltäglichen Situationen erlebt hatte. Sie war damals wahrscheinlich mehr eine ...
... Ersatzmutter, die ich in der Fremde und getrennt von Eltern und Geschwistern gut brauchen konnte. Diese besondere Ehrfurcht versuchte ich in der Folgezeit durch besonders gute Manieren zu beweisen. Ihr hat dieser förmliche Umgang eine große Sicherheit verschafft. Ich habe sie eigentlich nie mürrisch gesehen. Frau von Kauffmann war mir bald eine äußerst zuvorkommende Vermieterin geworden, die mir das Leben leicht machte und mir wohl mehr zugesteckt hat, als ich an Miete im Monat zu entrichten hatte.
Es war an einem Donnerstag. Frohen Mutes stapfte ich an jenem warmen Spätsommertag hinauf in den ersten Stock. Ich hatte mich mit einigen Kommilitonen in einer Kneipe verabredet. Die Stunden bis dahin wollte ich noch ein wenig Musik hören und vielleicht auch das eine oder andere Buch durchblättern. Schon auf der Treppe vernehme ich ein leises Rufen. Es stammt vom anderen Flügel, in dem Frau von Kauffmanns Wohnräume liegen. Ein leises Wimmern ist nun deutlich hörbar. Es rührt offensichtlich vom Bad. Ich klopfe an. Das "Ja, bitte" ist nur schwer zu vernehmen. Beim Eintreten sehe ich die Bescherung. Frau von Kauffmann ist im Bad gestürzt. Sie klemmt zwischen Duschtasse und Toilette fest. Vorsichtig ziehe ich sie aus ihrer misslichen Lage und führe sie, gestützt auf meinen Oberkörper, in ihr Schlafzimmer und bugsiere sie irgendwie aufs Bett. Erst als ich sie vorsichtig zudecke, fällt mir auf, dass sie vollkommen nackt ist. Ihr sehniger Körper ist noch wundervoll glatt. Es fällt kaum auf, dass ...