1. Irina - Überraschung


    Datum: 01.03.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    Es läutete. Ich hatte es erst nicht gehört, war im Keller beschäftigt. Als die Glocke Sturm läutete, beeilte ich mich zur Haustür zu kommen. Ich riss sie auf und blieb wie angewurzelt stehen. Vor mir stand in einem Khaki Trenchcoat Alisa. Sie lächelte nicht, sagte nur Hallo. Ich wusste nicht was das soll. Versuchte meine Erinnerungen zusammen zu bekommen. Warum war sie hier. Richtig. Ich gab ihr meine Karte. Das hatte ich nun davon. „Alisa," stammelte ich, „was ... was machst Du hier?"
    
    „Kann ich bitte reinkommen?" Mir fiel auf, dass sie eine große Reisetasche mit sich schleppte. Sie sah blendend aus. Natürlich braun die Haut, die Haare sehr blond, perfektes Lächeln.
    
    „Äh. Ja klar. Komm." Ich führte sie ins Wohnzimmer. Sie legte ihren Mantel ab, setzte sich, ach was drapierte sich auf mein Sofa.
    
    „Möchtest Du einen Kaffee, Alisa?" Ich wollte Zeit gewinnen.
    
    „Nein Danke ... und ich heiße nicht Alisa." Sie zündete sich eine Zigarette an.
    
    „Sondern?"
    
    „Irina."
    
    Ist doch auch eine Erfindung, dachte ich. Immerhin klingt das wesentlich russischer.
    
    „Also wie soll ich Dich nennen?"
    
    „Ganz egal. Wie Du möchtest. Denke Dir was aus oder Alisa oder Irina."
    
    Wir sagten eine ganze Weile gar nichts. Meine Neugier wurde unerträglich.
    
    „Also ... Warum bist Du hier?"
    
    Sie stand auf, offenbar sehr nervös. Ging ans Fenster. Enge Jeans, schwarzes Top. Nicht zu sexy aber figurbetont. Die roten high heels ließen ihre langen Beine unendlich erscheinen.
    
    Sie stammelte: ...
    ... „Ich ... ich ... ich will nicht mehr, weißt Du? Ich kann auch nicht mehr, echt nicht. All diese Filme. So viele Männer. Filme von mir. Die sind überall verfügbar. Ich meine, ich will mal Kinder."
    
    Eine verrückte Szene, die sich da entfaltete. Mag ja alles sein aber was geht mich das an? Kommt hier an und lädt bei mir ihre Sorgen ab. Was soll das? Sie fuhr fort:
    
    „Diese Leute. Die wollen immer mehr von mir. Die sind nie zufrieden. Gut, ich habe viel Geld verdient aber das ist doch nicht alles. Ich kann nicht."
    
    „Was?"
    
    „Ich soll für sie anschaffen gehen."
    
    „Naja. Na und?"
    
    Sie sah mich entsetzt an. „Waaas? Ich glaub Du spinnst? Das mache ich nicht!"
    
    „Warum? Du machst doch auch Filme?"
    
    „Das ist etwas anderes."
    
    „Verstehe ich nicht. Du lutscht die Schwänze fremder Männer für Geld. Und andere verdienen damit noch mehr als Du. Wo ist der Unterschied?"
    
    „Wo der Unterschied ist? Ich bin Darstellerin!"
    
    Sie wusste es nicht. Sie dachte es wäre ein Unterschied. Aber da war keiner.
    
    „Egal. Ich steige aus. Ich will nicht mehr."
    
    Sie hatte einen süßen, leichten Akzent.
    
    „Und ... was geht mich das an, Irina?"
    
    Sie kam langsam auf mich zu, sah mich mit großen Augen an.
    
    „Ich weiß nicht wohin. Kann ich hierbleiben? Bei Dir?"
    
    „Hast Du keine Familie? Freunde?"
    
    „Doch. Aber da kann ich nicht hin. Die finden mich da."
    
    Spinnt die? Da steht die Traumfrau schlecht hin und bittet mich, bei mir einziehen zu dürfen.
    
    „Wie stellst Du Dir das vor?" Eigentlich ...
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