Rapunzel 02
Datum: 21.02.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... sie zu dem Besteck in ihrer Hand, „wenn jetzt mal ein Kurs nicht pünktlich endet, brauche ich mir keine Sorgen zu machen, dass deswegen jemand zu spät zurück zur Arbeit kommt und womöglich unkonzentriert ist."
Vor Verblüffung glitt ihm eine Tasse aus der Hand und landete zum Glück unversehrt wieder in der Spüle.
„Jetzt mach aber mal 'n Punkt!", sagte er laut. „Hältst du mich für nicht mehr zurechnungsfähig oder was?"
„Nein!", rief sie heftig um gleich darauf in ruhigerem Tonfall hinzuzufügen: „Ich will doch bloß nicht, dass du meinetwegen Stress hast. Also reg dich bitte wieder ab."
„Ich reg mich auf, so viel ich will!", knurrte Mick und drehte den Wasserhahn so fest zu, als hätte er stattdessen am liebsten jemanden erwürgt. „Glaubst du vielleicht, die dämliche Motorhaube ist mir deshalb auf den Kopf gedonnert, weil ich
deinetwegen
nicht bei der Sache war? Du hast sie doch nicht mehr alle!"
Sie antwortete nicht, sondern räumte still das letzte Glas in den Schrank. Mit einem Mal taten ihm seine groben Worte leid.
„Mein Mädchen... schau mich mal an."
Tanita gehorchte, ihre Augen wirkten ein wenig traurig. „Ich will eigentlich gar nicht mit dir streiten, Mick."
Er machte einen Schritt auf sie zu und legte ihr versöhnlich die Hand auf die Schulter. „Ist nicht deine Schuld", sagte er in einem Anflug von Selbsterkenntnis. „Manchmal bin ich halt ein altes Ekel."
Jetzt lächelte sie schon wieder. „Du bist weder alt noch ein Ekel. Weißt du..." Sie ...
... unterbrach sich, ihr Blick glitt einen kurzen Moment zur Seite.
Gespannt hob er die Augenbrauen. „Na?"
„Weißt du", wiederholte sie gedehnt und zupfte spielerisch an seinem Hemdkragen, „was ich jetzt gerne mal wieder machen würde?"
Mick schmunzelte. Gut, dass sie beide eine ähnliche Vorstellung von Versöhnung hatten.
„Tja, keine Ahnung", antwortete er mit Unschuldsmiene.
Tanita ließ seinen Kragen los und machte Anstalten, die Küche zu verlassen. „Ich würde gerne", sagte sie über die Schulter und machte eine bedeutungsvolle Pause, „mal wieder
Van Halen
hören."
Damit hatte er irgendwie nicht gerechnet. Zuerst machte er ein ziemlich dummes Gesicht, bis sie ihm zuzwinkerte.
„Am liebsten ihre Version von „You Really Got Me" -- was hältst du davon?"
„Hmm", machte er und und spürte, wie sich in ihm die Vorfreude regte. Er war wirklich schon fast wieder der Alte. „Kann sein, dass ich das auch noch draufhabe."
Sie stieß sich vom Türrahmen ab, an den sie sich gelehnt hatte und begab sich mit fast tänzelndem Schritt in den Flur. „Na, dann zeig 's mir", forderte sie ihn frech auf.
Da ließ er sich nicht lange bitten.
***
Was zum Teufel war bloß mit ihr los? In der Uni bekam sie kaum mit, was die Dozenten versuchten, ihr beizubringen; wenn sie unterwegs war, pfiff und summte sie ausgelassen vor sich hin und schenkte den Leuten nur ein Lachen, wenn sie verwunderte Blicke erntete. Ganz selbstverständlich aß sie mit Magnus und seiner Clique in der Mensa zu ...