Rapunzel 02
Datum: 21.02.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... 's dir nichts ausmacht."
„In Ordnung", hörte er ihre sanfte Stimme, bevor er langsam abdriftete ins Reich der Träume. „Dann bin ich jetzt einfach nur da."
Drei Tage war Tanita auf sich allein gestellt. Drei Tage Unabhängigkeit, in denen sie zunehmend mutiger wurde und entdeckte, wie viel Spaß es machen konnte, flexibel zu sein. Am zweiten Tag hatte sie nach der Uni noch mit Magnus in der Campus Suite gesessen und einen Kaffee getrunken, bevor sie zu Mick in die Klinik fuhr. Er wusste ja nicht, wie die Fahrpläne der Busse aussahen und außerdem hatte er im Moment ohnehin kein vernünftiges Zeitgefühl mehr. Der Tag im Krankenhaus zog sich endlos dahin und bestand für ihn in erster Linie daraus, zu schlafen, ein bisschen zu essen und in regelmäßigen Abständen den Blutdruck gemessen zu bekommen. Und auf Tanitas Besuch zu warten.
Der dritte Tag war Samstag. Als Tanita schon am Vormittag in Micks Zimmer schneite, konnte sie ihre Aufregung nicht ganz verbergen. Sie war heute tatsächlich verabredet! Magnus hatte sie gefragt, ob sie nicht zufällig Ahnung von Mathe hätte und sie kurzerhand eingeladen, bei seiner Lerngruppe vorbeizuschauen. Die zwei anderen, die auch noch dabei waren, ein Typ und ein Mädchen, kannte Tanita zumindest vom Sehen, also sagte sie ohne langes Nachdenken zu. Dementsprechend war sie Samstag ein bisschen durch den Wind. In ein paar Stunden würde sie bei Magnus in der Wohnung sitzen! Zum ersten Mal seit Jahren unternahm sie in ihrer Freizeit etwas ohne ...
... Mick!
Er machte schon einen ziemlich munteren Eindruck auf sie, das Kopfende des Bettes war höher eingestellt, sodass er aufrecht sitzen konnte. Seine grünen Augen blitzten freudig auf, als sie hereinkam.
„Gute Neuigkeiten", begrüßte er sie mit beinahe gewohnt kräftiger Stimme. „Morgen komm ich raus."
Diese Worte bereiteten ihrer Ausgelassenheit sofort ein Ende. Tanita spürte, wie das ihr mittlerweile sehr vertraute schlechte Gewissen sich schmerzhaft regte. Rasch versuchte sie, zu ihrem Lächeln zurückzufinden, aber es wollte nicht so recht klappen, deshalb trat sie schnell an seine Seite und umarmte ihn vorsichtig. „Hey, das ist ja toll."
Aber Mick kannte sie zu gut. Er fasste sie an den Schultern und schob sie ein Stück von sich, damit sie ihr Gesicht nicht mehr verbergen konnte.
„Was ist los?", fragte er argwöhnisch.
„Was soll sein?", gab sie unschuldig zurück.
Seine Augen wurden schmal, er legte ihr eine Hand auf die Brust und fühlte ihr wild pochendes Herz.
„Warum bist du so nervös?", erkundigte er sich mit lauerndem Tonfall.
Gute Frage. Schließlich hatte sie nichts getan, wofür sie sich vor ihm hätte rechtfertigen müssen. Außer... außer dass die paar Tage ohne ihn ihr seltsamerweise ganz gut getan hatten. Aber sonst... es war doch nichts gewesen. Magnus war ein netter Junge, aber mehr auch nicht, eigentlich hätte sie Mick von ihm erzählen können... wenn er nicht die Angewohnheit gehabt hätte, sich wegen jeder Kleinigkeit aufzuregen. Und Aufregung ...