1. Rapunzel 02


    Datum: 21.02.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... dich mal zu mir."
    
    Sie kam seiner Aufforderung nach und griff mit ihren schlanken Händen nach seiner. Wenn sie wüsste, wie gut ihm ihre Nähe tat.
    
    „Wie geht 's dir?", wollte er wissen.
    
    „Hey, ist das nicht mein Text?", fragte sie lachend. „Was macht dein Kopf? Siehst du mich noch doppelt?"
    
    Er kniff die Augen zusammen. „Nicht mehr ganz. Nur noch irgendwie verschoben."
    
    „Das klingt doch nach leichter Besserung", stellte Tanita zufrieden fest. „Du bist auch nicht mehr so totenblass wie gestern Abend. Und man kann sich wieder richtig mit dir unterhalten."
    
    Jedes Wort kostete Mick eine Menge Kraft, aber er hütete sich, sie das merken zu lassen.
    
    „Ist bei dir denn alles okay?", wiederholte er. „Warst du in der Uni?"
    
    Sie nickte, nicht ohne Stolz. „Klar. Und ich kann dich beruhigen, es lief alles gut, niemand hat irgendwelche Anstalten gemacht, mich anzuekeln."
    
    „Das soll auch keiner wagen."
    
    „Jedenfalls hast du hiermit ja wohl die offizielle Bestätigung, dass ich nicht vollkommen unselbstständig bin", sagte Tanita.
    
    Himmel, das klang fast, als würde sie jetzt eine Diskussion anfangen wollen. Irgendwie nicht ganz fair.
    
    „Das hab ich ja auch nie behauptet", entgegnete er matt. „Aber auch großen Mädchen kann alles mögliche passieren."
    
    „Mag sein, aber ich hab mittlerweile auch so einige Menschen kennengelernt und von denen sind die meisten weit davon entfernt, Arschlöcher zu sein." Ihre Augen funkelten ihn fast herausfordernd an.
    
    „Aha", meinte er ...
    ... spöttisch, „so wie diese Matschbacke, wegen der du gestern so spät dran warst." Gestern, verdammt. Das schien schon reichlich lange her zu sein. „Dieser Riesenkerl. Blondie."
    
    „Magnus", sagte Tanita und biss sich plötzlich auf die Unterlippe. Auch sein lädiertes Hirn erkannte das als Signal zur Wachsamkeit.
    
    „Weiter", forderte er sie mit leicht gerunzelter Stirn auf. „Du hast mir nicht zufällig was über ihn zu erzählen?"
    
    Täuschte er sich oder glitten ihre Augen kurz zur Seite, bevor sie seinen Blick erneut erwiderte? Mick war sich nicht sicher, es fiel ihm zunehmend schwer, sich zu konzentrieren.
    
    „Er hat dich mal gesehen und findet, du hast Ähnlichkeit mit Dustin Hoffman", platzte sie heraus und schaffte es mit diesem unvermuteten Satz mal wieder, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    
    „Ach ja?", fragte er verblüfft. „Wundert mich ja, dass er den überhaupt noch kennt. Der ist doch höchstens so alt wie du."
    
    Tanita öffnete den Mund, aber im letzten Moment schien sie sich noch einmal zu überlegen, was sie sagen wollte. „Willst du damit etwa andeuten, dass du zum alten Eisen gehörst?", erkundigte sie sich verschmitzt.
    
    Er schloss die Augen und schnaufte. „Jetzt gerade will ich überhaupt nichts andeuten, höchstens dass ich irgendwie ziemlich geschafft bin."
    
    „Tut mir Leid, Pa", sagte sie zerknirscht. „Ich hätte dich nicht so zutexten dürfen. Soll ich dich lieber allein lassen?"
    
    „Alles, bloß das nicht", murmelte er und hielt ihre Hände fest. „Bleib hier sitzen. Wenn ...
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