1. HomoLepus 13


    Datum: 19.02.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Dunkelheit sah man noch etwas und so konnte ich jeden Raum identifizieren. Es waren nicht nur die Boxen, die ich ansteuern konnte, denn es gab noch mehr Kameras. Der große Saal hatte vier, das Kissenzimmer ebenfalls und auch im Spiegelraum war in jeder oberen Ecke eine. Sie mussten in den schwarzen Fugen zwischen den Spiegeln sitzen, die oben etwas breiter waren als an den Wänden. Dazu kam allerdings noch ein Raum, den ich nicht kannte. Er sah aus wie ein Wohnzimmer, aber ich konnte mir nicht vorstellen, wo dieser Raum sein sollte. Wenn musste er hinter einer der Türen im Haupthaus sein, die ich noch nicht kannte.
    
    Mehr Räume konnte ich dann nicht mehr ansteuern, nicht einmal den Heuboden. Das waren wohl alle, also genau die, die ich kannte. Nur mein Bad war ausgenommen worden, was mich ein wenig beruhigte. Also kannte keiner mein Gesicht und das war mir innerlich mehr als wichtig. Bei allem blieb ich anonym und wahrte mein Wirkliches ich.
    
    Mit diesen Gedanken im Kopf machte ich alle Geräte wieder aus und versicherte mich mehrmals, dass auch wirklich alle aus waren. Dann ging ich zur Tür zurück, machte das Licht aus und schloss sie von außen. Hier wartete ich noch einen Augenblick und war mehr als beruhigt, als das Lämpchen an dem Schloss ebenfalls ausging.
    
    Dann ging ich in Gedanken versunken zum Haupthaus und in die erste Etage. Dort schlenderte ich ins Kissenzimmer und ließ mich in diese fallen. Dann sah ich an die Decke, und obwohl ich die Kameras nicht sah, ...
    ... wusste ich doch, dass sie da waren. Ein seltsames Gefühl, obwohl sie nicht an waren. Doch sie konnten jederzeit angemacht werden, konnten aufzeichnen, auch wenn ich nichts davon wusste. So konnte ich mir jetzt gut vorstellen, was man auf der Internetseite sehen konnte, wenn man das Passwort dazu hatte. Dabei kam mir allerdings wieder die Frage in den Kopf, warum auf dem Heuboden keine Kamera angebracht war. Aber auch die Frage würde ich noch lösen können so, wie noch mehr, die sich in meinem Kopf angehäuft hatten.
    
    Noch lange dachte ich darüber nach, dann fielen mir doch die Augen zu und ich schlief eine unruhige Nacht, denn ich wachte mehrmals wieder auf. Als es dann Tag wurde, hatte ich wenigstens einen Vorteil. Man sah es mir äußerlich nicht an. Mir klebten die Augen förmlich zusammen und ich war einfach zu faul aufzustehen. Dann rappelte ich mich aber doch hoch und ging ins Bad um eine erfrischende Dusche zu nehmen.
    
    Ein wenig munterer als zuvor kam ich unter der Brause hervor, trocknete mich ab und wollte gerade ein neues Fell aus meiner Tasche holen, als ich bemerkte, dass sie nicht mehr da waren. Verdutzt sah ich mich um und sah in jede Ecke, obwohl ich mir sehr sicher gewesen war, wohin ich sie gestellt hatte. Mein jetziges Fell wollte ich eigentlich nicht mehr anziehen, aber es blieb mir nichts anders übrig, denn außer dem seltsamen mit den zwei Kopföffnungen, hatte ich jetzt keines mehr zum Wechseln. Also schlüpfte ich in das Alte, obwohl ich mich dabei nicht gerade ...
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