1. Arschloch


    Datum: 17.02.2018, Kategorien: Nicht festgelegt,

    Hi, mein Name ist Mark. Als das alles begann, war ich ein schlanker und großgewachsener junger Mann, der wußte, daß die Welt ihm gehörte, aber nicht nur das - nein, der eigentlich alles wußte. Was will man einem 24jährigen auch noch erzählen? Mein Vater hatte mir doch schon alles beigebracht, hat mir alles gezeigt und alles erzählt, worauf es im Leben ankommt.
    
    Er war es, der mir die Regel beibrachte, sich stets zu fragen, was man selbst davon hat, wenn man etwas tun soll. Denn heutzutage überlebt nur der Starke, hat er mir immer wieder gesagt. Und „Haste was, biste was!" hat er gesagt; das war sein Lieblingsspruch.
    
    Gut, das mit dem stark sein, das muß man jetzt nicht allzu wörtlich nehmen. Es kommt dabei nicht auf die Muskelmasse an, ich bin eher der Ausdauertyp, der gern mit dem Rad Kilometer frißt. Es ist eher eine andere Art von Stärke gemeint. Intelligenz zum Beispiel, die ist viel wichtiger als Riesenberge von Muskeln. Und intelligent, naja, das bin ich ja wohl allemal.
    
    Das schlug sich in der Schule nicht unbedingt in meinen Zensuren nieder, ok, aber wozu brauch ich schon gute Noten? Ich komm auch so klar, ich bin ein Mann, ein richtiger!
    
    Ich hätte längst eine Lehre anfangen können, oder vielleicht sogar studieren. Überall hätt ich landen können, klar. Aber das ist noch nicht so mein Fall, das hat noch Zeit.
    
    Meine Eltern sehen das leider anders. „Wann suchst Du Dir endlich einen Job?" sagen sie ständig, oder auch „Du kannst nicht ewig bei uns ...
    ... wohnen!"
    
    Ätzend. Naja, Eltern eben.
    
    Aber irgendwann hatten sie mich eben soweit. Ich hatte einen Job. Bin da irgendwie reingerutscht, keine Ahnung, wie das passieren konnte.
    
    Wir waren im Altenheim, Oma Hilde besuchen, die wir vor etwa einen halben Jahr da reingebracht hatten, weil sie am Ende einfach nur noch nervig war. Wir wollten doch mal sehen, ob sie sich mittlerweile ein bißchen eingelebt hat. Es war unser erster Besuch, aber daran ist sie selber schuld, nach dem Theater, das sie gemacht hatte, als wir sie dort abgeladen hatten. Wenn man für seine Familie nur noch nervig ist, muß man eben ins Heim! Hab ich ihr da auch gesagt, aber sie wollts ja mal wieder besser wissen, wie so oft.
    
    War mir egal; wenn ich mir meine Meinung einmal gebildet habe, brauche ich keinen, der mir da reinredet.
    
    Naja, wir waren jedenfalls dort, Oma Hilde besuchen. Hätt ich gewußt, was mich dort erwartet, wär ich gar nicht erst mitgekommen. Hatte eh keine Lust, aber mein Vater gab mir 20 Euro dafür, und dann wars für mich ok. Trotzdem wars schrecklich. Überall alte Leute, meist Frauen, oder naja, jedenfalls warens mal Frauen, bis sie halt irgendwann alt wurden. Es roch irgendwie muffig, und ich fühlte mich so gar nicht wohl. Richtig schlimm wurde es, als so ein Opa komisch grinsend auf mich zukam, und mir auch noch die Hand geben wollte! Eklig, der Gedanke, dem die Hand zu geben. Ich konnte ihm grad noch aus dem Weg springen.
    
    Ich werd sowieso nicht gern von Männern angefaßt, das ist nicht so ...
«1234...»