1. Freiwild - Kapitel 1 – Der Fang


    Datum: 26.03.2023, Kategorien: Transen Deine Geschichten

    ... Wochen auf der Walze, als mich in der Dämmerung ein Mann nahe der Marina, an der Staustufe Drei, ansprach. Er tauchte plötzlich wie ein Schatten aus den Holunderbüschen auf und ich bemerkte ihn erst, als er neben mir ging und zu mir sagte: „Was macht denn ein Junge wie Du um diese Uhrzeit hier draußen im Uferpark?“ Ich war müde, unaufmersam und daher so überrascht, dass mein Fluchtreflex versagte und ich zuerst kein Wort heraus brachte. In der Schule wurde ich früher als Schwächling gehänselt, weil ich versuchte, jedem Streit aus dem Wege zu gehen. Im Sportunterricht mokierten sie sich über meine schmalen Schultern und mein vergleichweise breites Becken und ich empfand das als Mobbing, was in der Schule allerdings an der Tagesordnung war. Sie hänselten mich als aufrecht gehendes Trapez oder Weiberarsch. Daher hatte ich verschiedene Vermeidungsstrategien, mich vor dem Sport zu drücken.
    Ich starrte zu dem Mann hoch. Er musste mindestens 1,90 Meter groß sein. Ich bekam Angst, weil ich dachte, er könnte einer Zivilstreife angehören. Dann aber hörte ich deutlich einen harten Osteuropäischen Akzent. Er war schwarz gekleidet, trug Jeans und Lederjacke, deshalb hatte ich ihn viel zu spät in der fortgeschrittenen Dunkelheit bemerkt. Ich hatte meine am Nachmittag im Fluss gewaschenen Klamotten nicht trocken bekommen, weil keine Sonne schien und zitterte und fror in der klammen Feuchtigkeit. „Wenn Du einen Schlafplatz suchst, kann ich Dir helfen!“ Er umfasste meine Schultern, nahm die ...
    ... Nässe der Kleidung wahr und fluchte leise in einer Fremdsprache. „Du bist ja ganz nass! Los, komm mit, Du mußt aus den Klamotten raus!“ Er umfasste meinen linken Oberarm mit seiner rechten Hand und zog mich schnellen Schrittes mit sich. Wir überquerten das Stauwehr und den anschließenden Brückengang der Schleusentore, zum anderen Ufer. Trotz Dunkelheit, fand er mit traumwandlerischer Sicherheit einen Weg durch den verfilzten Auwald, überquerte mit mir einen schmalen Weidestreifen und wir verschwanden im angrenzenden Buschgelände, drangen in einen jungen Föhrenbestand ein und erreichten nach etwa zwanzig Minuten, eine niedrige, Fenster lose Holzhütte. Meine Atemlosigkeit und die Kälte machten mich irgendwie willig, auf alles einzugehen was mir gesagt wurde, denn ich war todmüde. Im fahlen Schein einer kleinen Taschenlampe erkannte ich vier Campingliegen mit Schlafsäcken und Decken. Mein Begleiter entfachte Feuer in einem niedrigen, gusseisernen Kanonenofen und goss Wasser aus einem Kunststofftank in einen kleinen Topf. „Zieh Dich aus! Du kannst die Liege neben dem Ofen benutzen. Deine feuchte Wäsche hängst Du auf die zwei Leinen am Ofen. Mach schon!“ Ich fror jetzt erbärmlich. Als ich seinen Anordnungen folgte, bemerkte ich im flackernden Feuerschein der offenen Ofenluke seinen unverholenen Blick, mit dem er meinen nackten Körper Minuten lang förmlich sezierte. Mir stieg das Blut in den Kopf und ich schämte mich fast zu Tode, in dieser Weise betrachtet zu werden. Die Wärme des ...
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