1. Erwachen


    Datum: 01.08.2022, Kategorien: Fetisch Deine Geschichten

    Seit ihrem Unfall vor zwei Jahren lebte Ellis sehr zurückgezogen. Meist saß sie nur missgelaunt da, haderte mit dem Schicksal, das sie ereilt hatte und starrte auf den kümmerlichen Rest ihres Beines. Sie hasste die Prothese, die sie von der Versicherung bezahlt bekam und verwendete die Krücken nur ungern. Ellis bevorzugte den Rollstuhl, teils aus Bequemlichkeit, teils aus nicht zu geringem Selbstmitleid. Konnte sie doch so ihren Mitmenschen eindringlich vor Augen führen, wie übel ihr das Leben mitgespielt hatte.
    Kurz vor dem Unfall hatte sie ihr langjähriger Freund verlassen. Mit diesem Unfall hatte sie alle Hoffnung auf eine neue Partnerschaft, auf Liebe und Familie begraben. Nein, sie wollte sich das auch nicht mehr antun, keine neuerliche Enttäuschung erleben.
    Ellis rollte in ihrem Gefährt die Straße hinunter zu dem kleinen Einkaufsmarkt am anderen Ende des Dorfes. Gedankenverloren wollte sie die Straßenseite wechseln. Dabei wurde sie von einem Auto erfasst und samt ihren Rollstuhl zu Boden geschleudert. Nach ein paar Schrecksekunden hatte sie sich gefasst und stellte fest, dass sie sich, abgesehen von ein paar Hautabschürfungen, nicht verletzt hatte. Mühsam stand sie auf und hüpfte zurück an den Straßenrand. Es war ihr peinlich, ihren Mangel auf diese Art darstellen zu müssen.
    Der Fahrer des Lieferwagens war aus seinem Auto gesprungen und eilte auf Ellis zu. „Mein Gott“, fragte er, „haben sie sich verletzt?“ – „Nein, nichts passiert“, antwortete Ellis. 
    „Sie sind ...
    ... ganz unvermittelt auf die Fahrbahn abgebogen, ich konnte unmöglich rechtzeitig anhalten“, beteuerte der Fahrer. Ellis war es egal ob sie das Auto übersehen hatte oder ob der Mann sie nicht wahrgenommen hat. Aber der Rollstuhl war defekt.
    „Soll ich sie ins Krankenhaus bringen?“ fragte der Autolenker. „Nein, es ist mir bestimmt nichts passiert. Nur weiß ich jetzt nicht, wie ich zu Lebensmitteln und dann wieder nachhause komme“, sagte sie. „Also das mit dem Einkaufen kann ich für sie erledigen“, meinte er, „mein Auto ist leer, wenn sie wollen, kann ich den Rolli ins Auto verladen. Aber setzten sie sich doch erst einmal auf den Beifahrersitz.“
    Ellis war notgedrungen einverstanden. Was blieb ihr anderes übrig? 
    Er kaufte für sie ein und brachte sie anschließend nachhause. „So, jetzt bin ich beruhigt“, sagte er zu Ellis, „ich glaube, ihnen ist wirklich nichts passiert. Zur Sicherheit gebe ich ihnen noch meine Karte. Den Rollstuhl kann ich reparieren, wenn sie einverstanden sind bringe ich ihn in zwei, drei Tagen wieder.“
    Ellis war mit allem einverstanden, genaugenommen war ihr das alles egal. Mehr aus Langeweile griff sie nach der Visitenkarte. Roland hieß er und war Mechanikermeister. Naja,… Nur, bis er den Rollstuhl repariert hatte, musste sie immer diese blöden Krücken benutzen. 
    Am übernächsten Tag läutete es an ihrer Tür. Roland war da und brachte den reparierten Rollstuhl. „Was bin ich schuldig?“ fragte sie. „Nichts! Oder – nein – vielleicht haben sie eine Tasse Kaffee für ...
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