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Wer sich in Gefahr begibt . . .
Datum: 19.01.2018, Kategorien: Betagt,
... geschenkt." "Nur, wenn ihr Sohn nicht jeden Tag fünfmal badet", versuche ich mit einem Scherz die Stimmung aufzulockern. "Er ist ein guter Junge!", sagt sie. "Natürlich ist er das!", sage ich. Sven kommt in dem Augenblick, als seine Mutter den Mietvertrag unterschreibt. Wir unterhalten uns noch einen Moment. Klären einige noch offene Fragen, als es an meiner Tür klingelt. "Entschuldigen Sie mich einen Moment." "Natürlich." "Du?" Vor der Tür steht Susanne. "Störe ich vielleicht?", flötet sie und schiebt mich kurzerhand zur Seite. Ich stelle Susanne als beste Freundin und Nachbarin vor. Frau Meermann reicht ihr verschüchtert die Hand, weiß für einen Augenblick nicht wie sie sich verhalten soll. Sven sieht aus, als ob er jeden Moment aus den Schuhen fallen würde. Susanne hat sich herausgeputzt, als ob sie vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz verliehen bekäme. Allerdings würde ich zu so einem Anlaß kein Top anziehen, dessen Nähte bis aufs Äußerste gedehnt werden. "Frau Winter ist übrigens Fachlektorin für juristische Schriften." Ich schaue Sven an, der schnell seinen Blick von Susannes Titten abwendet. "Ihre Bibliothek ist nicht zu verachten." "Ach. Sie sind Schwestern?" "Nein, nein, Frau Meermann. Aber wir waren mit Brüdern verheiratet. Daher der gleiche Nachnahme." Frau Meermann hat Sven vorausgeschickt. Ich sehe ihn wartend an ein altes Auto gelehnt auf der Straße stehen. "Sie passen doch ein bißchen auf meinen Kleinen ...
... auf. Darf ich Sie darum bitten?" "Aber natürlich, Frau Meermann." Ich lächle. "Verlassen Sie sich da ganz auf mich." Ich winke der sympathischen Frau noch einmal zu, dann schließe ich die Tür und starre Susanne an. "Ging's nicht vielleicht noch ein bißchen enger?" "Der ist aber süß", grinst mich meine beste Freundin an. "Von dem will ich aber auch ein Stück." "Ich dachte du wolltest die Tür abschließen? Außerdem hast du gehört was Frau Meermann gesagt hat. Ich soll auf den Kleinen aufpassen." "Klein ist gut. Der überragt seine Mutter um mindestens zwei Köpfe." Dann geht sie schnurstracks in Wohnzimmer. "Ich brauche jetzt erst mal einen Drink." "Machst du mir auch einen", rufe ich ihr zu. "Ich bin mal für Mädchen." * Ein Autokorso aus vier Kleinwagen hält vor meiner Tür. Lachend springen sechs junge Männer auf die Straße. Sven voran. Hinter ihm im Gänsemarsch seine mit Kisten, Kartons und Tüten bepackte Umzugskolonne. Ich öffne die Haustür, bevor Sven den Schlüssel ins Schloß stecken kann. "Gut hergefunden?" "Ging ganz gut", nickt er und bleibt stocksteif stehen. Aus der zweiten Reihe höre ich 'ohs' und "whow's'. Einer rammt seinem Nebenmann den Ellenbogen ist die Rippen. Flüstert: "Wawawawumm" und verdreht die Augen. Natürlich tue ich, als ob ich nichts gehört hätte und gebe den Weg frei. "Schuhe aus", kommandiert Sven. Ich bleibe neben der Tür stehen, sehe, wie jeder der jungen Männer im Vorbeigehen tief in mein Dekollete schielt. ...