-
Wer sich in Gefahr begibt . . .
Datum: 19.01.2018, Kategorien: Betagt,
... wir frühstücken wird unser Gepäck in unseren Wagen gepackt. Das Fahren ist meine Sache. Und das ist auch gut so, denn mit Susanne am Steuer müßten wir noch eine weitere Übernachtung einplanen. Ich aber liebe es die vielen Pferdchen unter der Motorhaube zu kitzeln und den Wagen über die linke Spur fliegen zu lassen. Entspannt sitzt Susanne auf dem Beifahrersitz. Ängstlich wird sie erst dann, wenn sie mal selbst hinters Steuer muß. Nach 100 Kilometer Schweigen denke ich das der richtige Zeitpunkt gekommen ist: "Hast du noch einmal über meinen Vorschlag nachgedacht?" "Ich will keinen Mann im Haus. Jedenfalls keinen, der fest bei uns wohnt." "Das wäre aber kein Mann, das wäre ein Student." Mitleidvoller Blick vom Beifahrersitz: "Ach. Sind Studenten neuerdings keine Männer mehr?" "Aber wie soll ich über etwas schreiben, von dem ich überhaupt nicht weiß wie es sich anfühlt." "Ich dachte, Schriftstellerinnen haben so viel Fantasie?" "Auch", gebe ich zu. "Schon." "Siehste." "Ach komm schon. Das wird bestimmt lustig." "Aber ich schließe die Verbindungstür ab", droht Susanne. "Glaubst du im Ernst, der würde zu dir ins Bett gekrochen kommen?" Irgendwie erheitert mich diese Idee und ich lache kurz. "Ich kriege jeden 'rum den ich haben will." Susanne legt ihre Hände unter die Brüste und läßt sie aufreizend wippen. "Ich denke du willst gar nicht?" "Will ich ja auch nicht. Menno! Du drehst mir schon wieder die Worte im Mund herum." "Tu' ...
... ich nicht." "Doch. Tust du." Eine Minute Pause. Dann: "Halt mal an. Ich muß pissen." "Manchmal bist du so schrecklich ordinär", grinse ich in ihre Richtung. "Das liebe ich so an dir." Lauter: "Ich muß pissen!" "Sofort?" Kurz lupfe ich das Gaspedal. "Nächste Raststätte natürlich." Meine Freundin schüttelt den Kopf. "Manchmal bist du so was von doof. Das liebe ich so an dir." Unentschieden! Wir lachen und ich setze den Blinker. * Der Zettel am Schwarzen Brett der juristischen Fakultät hängt keine zwei Stunden, und schon klingelt das Telefon. Eine männliche Stimme. Jugendlich, zurückhaltend, fast schüchtern. Ob das Zimmer wohl noch frei ist? Ja! Ob er seine Mutter zum Besichtigungstermin mitbringen dürfe. Natürlich. 'Wie süß', denke ich. Ob er heute Nachmittag vorbeikommen dürfe. Selbstverständlich. * Sven Meermann kommt in Begleitung seiner Mutter. Devot stehen beide vor meiner Haustür, wissen im ersten Moment nicht was sie sagen sollen. "Ich befürchte, wir haben uns in der Adresse geirrt", stammelt die Frau, die ganz offensichtlich aus einfachen Verhältnissen stammt. Sie wirft einen schnellen Blick nach links und rechts. "Sie sind bestimmt Frau Meermann? Und das Ihr Sohn Sven?" Sie nickt, schaut noch einmal auf den Zettel in ihrer Hand, dann die Fassade hoch. "Und Sie vermieten Studentenzimmer?" Ungläubigkeit liegt in ihrer Stimme. "Genau genommen ist es kein Zimmer, sondern das ausgebaute Dachgeschoß. Aber ...