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Wer sich in Gefahr begibt . . .
Datum: 19.01.2018, Kategorien: Betagt,
... Moment war ich mir meiner Wahl hundertprozentig sicher. Nach der Hochzeitsnacht allerdings schon nicht mehr so sehr. Eine winzige Kleinigkeit hatte mich stutzig werden lassen. Aber vielleicht spielten mir auch nur die Nerven einen Streich. Der Gedanke aber, in der Hochzeitsnacht schon fremdgegangen zu sein, hatte etwas pervers Anregendes. Unsere Männer waren nicht nur gut zu uns, sie waren auch hervorragende Anwälte. Und so bot sich bald die Gelegenheit in ein eigenes Haus zu ziehen. Muß ich es noch extra erwähnen? Die Brüder kauften jeweils eine Doppelhaushälfte, die Gartenzäune wurden herausgerissen und die Gärten zusammengelegt. Während die Männer die besten Plätze für Schaukeln und Sandkasten für den Nachwuchs ausspähten, saßen Susanne und ich auf der Terrasse und überlegten, wie wir die beiden endgültig markieren könnten. Daß sie uns -- zumindest gelegentlich -- immer noch an der Nase herumführten, konnten wir beweisen. Na ja, fast jedenfalls. Meine Idee einer unverwechselbaren Tätowierung hatten sie aber schon abgelehnt. Wen wundert's? "Ich beiße Max einfach ein Stück vom Ohr ab", sagte Susanne mit todernstem Blick. "Mach das bloß nicht! Dann müßte Max Moritz auch ein Stück abbeißen." Ich bekräftige mich mit einem Nicken. "So bescheuert sind die." "Auch wieder wahr." Es war ein kalter und regnerischer Novemberabend, als unser gemeinschaftliches, bis dahin so ruhiges Leben eine jähe Wendung nahm. Susanne und ich saßen vor dem Fernseher und schauten uns ...
... einen Film an, als es bei mir klingelte. Ich ging durch den Durchgang rüber in meine Haus. Unsere Männer hatten noch vor unserem Einzug die verbindende Mauer der beiden Häuser durchbrechen und eine massive Tür einbauen lassen. Die war zwar abschließbar, stand aber die meiste Zeit offen oder war nur angelehnt. Der Anblick zweier bis auf die Haut aufgeweichter Polizisten ließ das Blut in meinen Adern stocken. "Sind sie Frau Doreen Winter?" "Ja?" Meine Stimme war so dünn, als ob mir jemand den Hals zudrücken würde. "Dürfen wir einen Moment hereinkommen? Bitte." "Natürlich. Ja." Ich öffnete die Tür weiter und ließ die beiden tropfenden Männer herein. "Wir haben bei Ihnen geklingelt, aber Frau Susanne Winter betrifft das ebenfalls. Wissen Sie ob sie zu Hause ist?" "Ja. Sie ist da. Wir haben gerade ferngesehen." "Können Sie sie vielleicht herüberbitten?" Ich ging zur Tür und winkte Susanne zu. "Kommst du mal. Da sind zwei Herren von der Polizei." "Polizei?" Ich nickte und hakte mich ängstlich bei Susanne ein. "Vielleicht setzen Sie sich lieber." Der Ältere der beiden gab sich alle Mühe, aber als wir endlich begriffen, daß unsere Männer nie mehr zu uns zurückkommen würden, fielen Susanne und ich uns laut schluchzend in die Arme. Wir heulten Rotz und Wasser, und ich erinnere mich noch schwach an den Notarzt, wie er meinen Ärmel hochschob und eine Nadel in meinen Arm stieß. Im Krankenhaus lagen Susanne und ich im gleichen Zimmer. Welch eine ...