Schwesternliebe
Datum: 11.09.2017,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... Augen geblickt hätte.
Realität.
Gestern Nacht ist vorbei.
Du bist Katja.
Schwester Katja.
Pflichtbewusst, diszipliniert.
Raff dich auf!
Reiß dich zusammen!
WO IST THOMAS?
Benommen und übel gelaunt stolperte ich durch den Flur unserer Wohnung ins Bad und ließ mir fast kaltes Wasser über meinen Muskelkater beladenen Körper laufen.
Langsam ordneten sich meine Gedanken.
Der Klub, mein erstes Mal mit Thomas, Naddels lautstarker Dreier. Eigentlich hätte sich Zufriedenheit in mir ausbreiten können, wäre da nicht der schale Nachgeschmack wegen Nadjas Hurerei gewesen.
Nachdem ich das Wasser abgedreht und mich trocken frottiert hatte, sog ich gierig den Duft frisch gebrühten Kaffees in meine Nase.
Jemand musste in unserer Küche zu Gange sein.
Meine kleine Schwester?
Niemals!
Mit dem uralten, wadenlangen Bademantel meiner Mutter bekleidet schlurfte ich aus dem Bad Richtung Essecke und erstarrte.
Ein gedeckter Tisch!
Plötzliche Tränen bedeckten ungefragt die brennenden Schleimhäute meiner Augen.
Tassen, Teller, Besteck. Milch und Zucker. Marmelade, Butter, sogar knusprige Semmeln schmückten unsere sonst eher karge Frühstücksecke.
Eine Kanne frisch gebrühter Kaffee stand in der Küche. All das schien nur darauf zu warten, dass ich Platz nahm, es mir schmecken ließ.
"Da bist du ja endlich, Langschläferin!", dröhnte es plötzlich neben mir. Thomas hatte sich am Kühlschrank, welcher in einer hinteren Ecke der Küche stand nach Käse ...
... umgeschaut, so dass es mir unmöglich war, ihn zu sehen. Ich fuhr erschrocken zusammen. Sofort als mein Verstand seine Anwesenheit realisierte, schienen sich meine Beine in Schaumgummi zu verwandeln. Wackelnder, weicher Schaumgummi.
Mein Herz raste voller Freude.
Er war noch immer hier.
"Hi!", mehr brachte ich nicht über meine Lippen.
Mein Gesicht brannte von wilder Röte, meine Augen schienen mit dem Fußboden vor mir fest verankert zu sein.
Verdammte Schüchternheit!
"Setz dich, lass es dir schmecken. Hoffentlich hast du gehörig Appetit nach letzter Nacht. Es gibt frische Brötchen.", schmunzelte Thomas.
Ich hoffte inständig, dass seine Worte, sein rascher Blick auf meinen fülligen Bauch liebevoll und nicht als Anspielung gemeint waren. Denn Appetit hatte ich ...nein, eigentlich knurrte mein Magen vor tierischem Hunger!
Als ich mir genüsslich den ersten Bissen meiner Marmeladensemmel in den Mund schob, war zu hören, wie sich die Tür von Naddels Zimmer öffnete.
Sofort reagierte mein Magen mit einem unangenehmen Zwicken.
Mist!
Meine Schwester trottete mit verstrubbelten Haaren und aufgeworfenem Schmollmund an uns vorbei, um sich eine Tasse Kaffee zu holen.
"Morgen ...", war alles, was sie verschlafen nuschelte.
Nur ein kurzer Blick auf sie genügte und schon war die Situation für mich wieder die alt hergebrachte: Ich kam mir unendlich plump, fett und fehl am Platze vor.
Naddel hatte sich ein bauchfreies Shirt übergeworfen, hellgelb und aus ...