1. Das Leben mit nur einem Bein


    Datum: 20.12.2017, Kategorien: Sonstige,

    ... nach hinein kannst du nichts ändern. Danach bin ich so fest eingeschlafen, dass die Schwestern mich morgens wecken mussten.
    
    Auf jeden Fall war ich an diesem Tag endlich mal guter Laune. Auch wenn es nur ein Traum war, es war schön.
    
    Im Bewegungsbad stand die junge Frau wieder ganz alleine an der Seite. Noch nie habe ich sie mit jemandem reden sehen. Ich zog mich ja auch immer zurück, trotzdem wurden immer ein paar Worte gewechselt, wenn man jemandem begegnete.
    
    Ob ich einfach zu ihr hingehe? Vielleicht frage ich sie auch, ob ich mich beim Essen zu ihr setzen darf?
    
    Nun war wieder der Termin bei Rena dran. Sie begrüßte mich gleich mit: Hallo Hainer. Gut, so denke ich da. Es war doch richtig sie nach dem du zu fragen.
    
    Wie immer ließ sie mich erst einmal erzählen. Nur wenn ihr etwas nicht ganz klar war, fragte sie nach. Erst wenn ich nicht mehr weiter wusste, redeten wir, über das was ich ihr erzählt habe. Was ich alles erzählt habe, kann ich hier nicht alles wiedergeben. Oft kam so einiges 2 oder 3 mal zur Sprache. An diesem Tag wunderte ich mich nur, dass sie so glänzende Augen hatte, als sie sich von mir verabschiedete. Auch meine Hand drückte sie fester und länger als sonst.
    
    Noch dachte ich mir nichts dabei. Das kam erst viel später.
    
    Im Speisesaal ging ich tatsächlich zu dem Mädchen. Ganz höflich stellte ich mich als Hainer vor und fragte, ob ich mich nicht zu ihr setzen darf. Sie sieht mich an, als wäre ein Wunder geschehen. Leise sagte sie: Ja, doch ...
    ... warum gerade zu mir. Ich bin gerne alleine. Das bin ich auch, antworte ich. Manchmal brauche ich trotzdem jemanden, mit dem ich reden kann. Wichtig für mich ist dabei nur, dass nicht nur über Krankheiten geredet wird. Krank sind wir alle, sonst wären wir nicht hier. Das stimmt. Fast allen fehlt hier ein Körperteil. Trotzdem wird über die anderen hergezogen. So viele, meinen, dass sie am schlimmsten dran sind. Zuletzt saß einer bei mir am Tisch, der hatte sich den Daumen abgesägt. Der Arme, war am schlimmsten von allen dran. Er jammerte nur darüber, was er alles nicht mehr machen kann.
    
    Da sitze ich doch lieber alleine. Dann bin ich aber froh, dass ich gefragt habe, ob ich mich zu dir setzen darf. Von mir wirst du bestimmt kaum etwas über mein Handikap hören. Ich habe nun mal nur noch 1 Bein und damit basta.
    
    Dazu meinte sie: Du wirst mir aber bitte doch erzählen, wie es dazu gekommen ist? Ja, wenn du es wissen willst, gerne. Trotzdem nur, wenn auch du mir deine Geschichte erzählst. Ja, auch ich werde es dir beichten. Es ist für mich nur so ungewohnt, dass ich sofort zu jemandem Vertrauen habe. Das vom ersten Moment an, an dem ich dich gesehen habe. Ich bin übrigens die Caroline. Du bist jetzt einer der wenigen, die bitte Caro zu mir sagen sollten.
    
    Für die restliche Zeit waren wir nun unzertrennlich. Je mehr wir zusammen redeten, desto besser lernten wir uns kennen. Ob sie wohl auch schon daran gedacht hat, dass diese schöne Zeit bald vorbei ist.
    
    Seit diesen Gesprächen ...
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