1. Ausweglos - Teil 3


    Datum: 26.08.2020, Kategorien: Schamsituation

    ... in den Teller klingelt, ist dem auf Sauberkeit bedachten Türdrachen die Verwunderung anzusehen. In ihren Augen kann ich lesen, dass Sie nicht damit klarkommt, dass die Kundin, die jetzt ihr Reich verlässt dieses zuvor nicht betreten hat. Die Absätze begleiten jeden meiner Schritte, während meine Turnschuhe keinen Laut verursachten.
    
    Als ich Contessa abschließe, muss ich fest die Beine zusammenpressen, ansonsten …. Dann der Weg zurück zu den Schließfächern. Den Beutel mit dem Teil von mir, den ich gezwungen war, abzulegen. Alles auf Rücklauf. Die Tür schließt sich hinter der schwarzen Plastetüte. Ich schiebe Richtung Ausgang. Das hässliche Glasdach. Und als ich mich in den Sattel schwinge, wird mir glasklar bewusst, welchen Zweck der letzte Satz der neunten Anweisung hatte. Wenn ich das Schwein in die Finger bekomme bringe ich es um. Dann, bevor ich losfahre, ein Blick in die Kontaktliste. Kreidebleiches Staunen, unwillkürliches Kopfschütteln. Nur ein Kontakt: „Your hellmaster“. Senden …
    
    Die kurze Strecke zum Münster wird zur Tortur. Obgleich sich die Herbstsonne durchkämpft, ist die feuchte Luft empfindlich ...
    ... kalt, besonders im Fahrtwind. Besonders an der den unbedeckten Stellen meines Körpers. Und damit nicht genug, bin ich sicher die einzige Einwohnerin dieser großen Stadt, die mit einem Businesskostüm auf einem Rennrad durch die Fußgängerzone fährt. Jede Rotation der Pedale wirft den Rock nach oben. Man erkennt, wenn man genau hinsieht, dass ich Halterlose trage. Sähe man mich von vorn, sähe man noch mehr. Wenige Minuten später komme ich frierend, zugleich durchgeschwitzt wie nach einem Rennen am altehrwürdigen Münster an. Es war mir noch nie solch eine Wohltat, mich von Contessa zu schwingen.
    
    Als nur Sekunden darauf das iPhone klingelt, das ich in einer dezenten Innentasche meines Blazers untergebracht habe, durchfährt mich das Grauen in dreifacher Hinsicht. Erstens, weil meine Ankunft offenbar beobachtet wurde, zweitens wegen des Klingeltons – die tiefe prägnante Stimme von Hans Albers dringt mit „Auf der Reeperbahn ….“ in meine Gehörgänge. Und drittens wegen der prägnanten Anruferkennung: „Your Hellmaster is calling“. Verzweifelt nehme ich das Gespräch an. „WER SIND SIE?“ presse ich kurzatmig in das iPhone. 
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