1. Ausweglos - Teil 3


    Datum: 26.08.2020, Kategorien: Schamsituation

    ... ist zwar in jedem Dienstleistungsgewerbe geschäftsschädigend, scheint jedoch 23 Stunden am Tag die Toilettenanlagen zu putzen. Der angenehm frühlingshafte Duft erfüllt jeden Winkel, die Fliesen glänzen mit dem Becken um die Wette. Ich muss zwar nicht, würde aber bei Bedarf fast in Erwägung ziehen, mich auf die Brille zu setzen. Kurz grinse ich, als ich daran denke, wieviel schwerer es anderen Frauen fällt, die nicht über derart trainierte Oberschenkelmuskeln verfügen wie ich und vermutlich schon nach kurzer Zeit in der peinlichen Körperhaltung zu zittern beginnen. Und, was ich noch nie auf einer öffentlichen Toilette Gesehen habe – die Rückseite der Tür ist mit einem Spiegel versehen. Wie sich herausstellt, ist es ein bedampfter Edelstahlspiegel, keine gläsernes Modell, das den Anforderungen des Bahnhofbetriebs vermutlich nur wenige Tage wiederstehen würde. Seltsam alles. Aber sauber. Aber dann ist die Angst wieder da.
    
    Zitternd schließe ich den glänzenden Deckel des Beckens und lege die Tüte darauf ab. Das schwere, zähe Plastik knistert gedämpft. Zögernd, als fürchte ich eine giftige Schlange aus dem Umschlag fahren, reiße ich ihn mit meinen eiskalten Fingern auf. Das obligatorische Foto. Diesmal eine nicht identifizierbare schlanke Frau in blauen Halterlosen und blauem Slip von hinten. Das war kurz vor dem Ende der ersten Stripeinlage... Ich kann mich an jede Sekunde erinnern. Und ein comutergeschriebener Brief. An die Wand lehnen. Durchatmen. Auf die Geräusche in der ...
    ... Nachbarkabine achten. Allen Mut zusammennehmen. Lesen.
    
    "Hallo Chantalle,
    
    wie ich gehofft und nicht anders erwartet hatte, bist Du gekommen und hast meine Nachricht an Dich gefunden. Dies spricht dafür, dass selbst eine minder bemittelte Zonenfotze wie Du einen erst Verstand unter ihren blonden Haaren trägt.
    
    De gestrige Tag war der Beginn einer intensiven Beziehung, deren wesentlicher Teil Du bist, deren Ausgestaltung aber nicht im Mindesten von Dir beeinflusst werden wird. Gleichwohl gebe ich Dir die Möglichkeit, Dein bisheriges Leben nach außen unverändert fortzusetzen. Voraussetzung ist, dass Du in jederlei Hinsicht parieren wirst. Sei versichert, dass Auflehnung und Nichtgehorsam zur unverzüglichen Information des heute Morgen genannten Verteilers führen werden.
    
    Aus Gründen, die Dir schon bald bewusst werden, liegt mir viel daran, Dich zu verletzen, Dich zu demütigen und Dich zu erniedrigen. Und das wird ein weites Feld …
    
    Ich gehe davon aus, dass Du mein Angebot, Dein Leben wie bisher weiterleben zu dürfen, annehmen wirst. Um dies zu demonstrieren, machst Du jetzt Folgendes:
    
    Du hörst von mir!
    
    Entsetzt lege ich den Zettel zur Seite. Es gibt also Schlimmeres als die Hölle. Das edel wirkende iPhone gegrüßt mich mit einem schmeichelnden Ton, als ich die Kombination eingebe. Musste es gerade diese sein? Das auf dem Display erscheinende Hintergrundbild lässt mich einen kalten Schauer über den Rücken laufen – es ist das Bernauer Striplokal, offenbar eine ...
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