1. Mein zweites Mal mit Andrew Teil 1


    Datum: 25.08.2020, Kategorien: Humor

    ... Ich ließ mich wiederstandslos von der Frau in ihren Mini verfrachten und zu sich nachhause bringen. Sie wohnte auf dem Dorf. Ihr Haus war ein kleiner mit Fliesen verklinkerte Bau, der mitten drin stand. Ich war so in Gedanken, dass ich nicht darauf geachtet hatte, wie das Dorf hies.
    
    Sie führte mich in die Küche und platzierte mich auf einem Stuhl. Das Haus roch etwas seltsam, irgendwie nach Desinfektionsmittel. Ich schaute mich um, um mich von meinen Gedanken abzulenken. Auf dem Boden standen ein paar schüsseln, also musste sie entweder einen Hund oder Katzen haben. Da allerdings kein Hund an meinem Bein sabberte, ging ich von Katzen aus.
    
    Durch die Durchreiche konnte ich im Wohnzimmer einen total verstaubten Weihnachtsbaum aus Kunstoff sehen. Sie sah natürlich das Fragezeichen in meinem Gesicht.
    
    „Ich bekomme so gut wie nie Besuch, seit mein Mann mich verlassen hat. Meine Kinder scheinen mich vergessen zu haben oder sagen wir lieber, sie erinnern sich zu Weihnachten an mich, wegen der Geschenke. Da ich aber keine Lust darauf habe, im Wohnzimmer alleine herum zu hocken, bin ich entweder unterwegs, in der Küche oder in meinem Schlafzimmer. Das Wohnzimmer wird nur noch zu Weihnachten benutzt, da kann er dann auch stehen bleiben.“
    
    Gerade tat mir die Frau total leid. Ich machte mir den Kopf wegen Andrew und hier war ein so herzensguter Mensch vollkommen alleine. Ich kam mir plötzlich ungerecht vor. Mir war sie begegnte die Liebe, die bediengungslose Liebe, die alles ...
    ... gibt, aber auch alles nimmt, und ich war davor weggerannt. So ein Gefühl, wie in dem Moment in der Bar, als Andrew Leonies Vater gestanden hatte, dass er sich bis über beide Ohren in mich, ausgerechnet in mich, verliebt hatte, dass kannte ich nicht. Und als er sich dann umdrehte und mich anstarrte und dann mir nur die Hand entgegen hielt, nichts sagte, diese Einladung, mich darauf einzulassen, wenn ich sie ihm gegeben hätte...
    
    Ich musste wieder Minuten lang vor mich hingestarrt haben. Die Frau saß mir gegenüber und vor mir stand die Tasse mit dem heissen dampfenden Kakao. Ich griff nach dem Löffel und rührte um. Dann nahm ich sie in beide Hände, als wäre mir kalt und ich müsste mich wärmen, aber eigentlich brauchte ich grade nur festen Halt.
    
    „Du hast Liebeskummer.“
    
    Es war eine Feststellung, keine Frage von ihr.
    
    „Hat er dich verlassen?“
    
    Ich schüttelte den Kopf.
    
    „Du hast ihn verlassen.“
    
    Ich nickte.
    
    „Aber du liebst ihn, sonst würdest du nicht so fertig sein.“
    
    Ich wollte was sagen, aber ich bekam nur ein krächzen heraus. Ich schaute auf den Kakao und trank einen Schluck. Das Gebräu, dass nicht nur aus Milch und Kakao bestand,sondern noch ein paar Gewürze enthielt,verbreitete wohlige Wärme in mir. Und gab mir meine Stimme wieder.
    
    „Wir waren nie richtig zusammen.“
    
    „Oh, das ist es, eine verbotene Liebe.“
    
    „Ja.“
    
    „Macht er sich strafbar, wenn er dich liebt?“
    
    „Nein, ich bin alt genug.“
    
    Wie zum beweiß holte ich mein Handy und mein Portmanai aus ...