1. Nachtwache


    Datum: 24.08.2020, Kategorien: Inzest / Tabu

    ... Seereisen austauschen können.
    
    Wir hatten uns eine ganze Weile unterhalten, als er unvermittelt fragte: „Hast du deine Schwester schon gesehen?"
    
    Ich saß da wie vom Donner gerührt. Das Baby! Der Anlass, weshalb ich eigentlich hergekommen war -- und ich hatte mich bei Tanja nicht mit einer Silbe danach erkundigt. Nicht mal nach ihrem eigenen Befinden hatte ich sie gefragt. Zu sehr war mein Kopf eingenommen gewesen von dem Gedanken, nach einer halben Ewigkeit meinen Vater wiederzusehen. Hoffentlich nahm sie es mir nicht allzu übel. Ich hätte mich ohrfeigen können.
    
    Stattdessen schüttelte ich nur den Kopf und wappnete mich innerlich gegen die drohende Explosion.
    
    Die allerdings blieb erstaunlicherweise aus, er runzelte nur etwas die Stirn.
    
    „Nicht?", fragte er und stand auf. „Dann komm. Ich wette, ihr werdet euch mögen."
    
    Ich befahl Paulo, im Wohnzimmer zu bleiben und folgte meinem Vater die gewundene Treppe im Flur hinauf in den ersten Stock. Die Tür gegenüber der Treppe war nur leicht angelehnt, er stieß sie auf und betrat das Schlafzimmer, was genauso schlicht und zweckmäßig eingerichtet war wie die übrigen Räume. Dem Ehebett gegenüber stand ein kleines Gitterbettchen und darin lag ein schlafendes Baby. Meine drei Wochen alte Halbschwester.
    
    Er trat leise ans Bett und betrachtete das Kind. Verstohlen beobachtete ich ihn und versuchte, seinen Blick zu deuten. Mich hatte er zum ersten Mal gesehen, als ich etwas über ein Jahr alt war. Meine Mutter und er ...
    ... hatten nie geheiratet -- „Gott sei Dank nicht!", wie meine Mutter immer sagte. „Ich mit diesem Ekel und Tyrann, das hätte nur Mord und Totschlag gegeben!" Seltsamerweise teilte ich nie ihren Groll gegen meinen Vater. Gut, ich bekam ihn nur äußerst selten zu Gesicht, weil er mehr auf See war als sonst wo und wenn er da war, schien er nicht viel mit mir anfangen zu können, zumindest nicht, als ich noch klein war. Aber er vergaß nie, für mich Unterhalt zu zahlen und je älter ich wurde, desto besser kamen wir miteinander zurecht -- wenn man einmal davon absieht, dass unsere Begegnungen meist im Streit endeten, weil er so leicht wütend wurde.
    
    Im Prinzip war es für ihn das erste Mal, dass er Vater wurde, einer, der sieht, wie sein Kind groß wird. Und genau das las ich in seinen Augen: Staunen über das Wunder des Lebens, zu dessen Entstehung er beigetragen hatte, eine Prise Angst vor der Verantwortung, aber auch Stolz.
    
    „Ich hab sie noch kein einziges Mal schreien gehört, seit ich hier bin", flüsterte ich ihm zu.
    
    Er nickte ernsthaft. „Ja, dieses Kind ist ein Phänomen. Eigentlich schläft sie fast immer und wenn sie mal nicht schläft, trinkt sie Milch. Hat gar keine Zeit zum Schreien. Fantastisch."
    
    Ich verkniff mir ein Grinsen. „Ja, fantastisch."
    
    In diesem Moment wachte das Baby auf und blinzelte uns ein wenig verschlafen mit seinen großen dunklen Augen an. Dann lächelte es.
    
    „Schau mal, sie mag dich", sagte mein Vater und ich gab nur zurück: „Ich glaube eher, sie meint ...
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