1. Nachtwache


    Datum: 24.08.2020, Kategorien: Inzest / Tabu

    ... erlebte ich ihn sonst nie.
    
    „Er hat keinen Krümel Dreck reingeschleppt, ehrlich", sagte ich nervös, befürchtend, mein Vater könnte das arme Tier kurzerhand vor die Tür setzen wollen.
    
    Erst hob er verblüfft die Augenbrauen. Dann lächelte er und mir fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen.
    
    „Schon gut", sagte er bloß. Ich wusste noch, wie tief und rau seine Stimme war, aber trotzdem zuckte ich innerlich zusammen, als ich sie hörte. Er hätte gut einen strengen Weihnachtsmann spielen können, aber das einzige Mal, das er Weihnachten bei uns verbrachte, glaubte ich schon lange nicht mehr an diese Dinge.
    
    Er ging auf mich zu, ich befahl meinen Beinen, sich ebenfalls zu bewegen. Wir gaben uns die Hand und ich zwang mich dazu, seinen Blick zu erwidern. Er sah freundlich aus, das beruhigte mich etwas, wiegte mich aber längst nicht in Sicherheit. Früher oder später würde bestimmt irgendetwas oder irgendjemand sein Missfallen erregen und dann war es vorbei mit der guten Stimmung. Er war zwar nie handgreiflich geworden, zumindest mir gegenüber nicht, aber das Donnerwetter, was er loslassen konnte, war mindestens so schlimm wie Prügel.
    
    „Anneke. Schön, dich zu sehen."
    
    Ich machte den Mund auf, aber eine Anrede wie „Vater" oder womöglich „Papa" wollte mir nicht über die Lippen. Ehrlich gesagt, konnte ich mich nicht entsinnen, ob ich überhaupt je eine bestimmte Anrede für ihn benutzt hatte.
    
    „Gleichfalls", erwiderte ich schließlich. „Gut siehst du aus. Hast dich nicht viel ...
    ... verändert."
    
    „Du schon", meinte er. „Bist ziemlich erwachsen geworden."
    
    „Ach...", machte ich, unschlüssig, was ich darauf sagen sollte.
    
    Er ließ sich in den Sessel fallen, in dem vorhin Tanja gesessen hatte und schlug entspannt die Beine übereinander. Möglichst unverkrampft setzte ich mich ihm gegenüber.
    
    Tanja steckte kurz den Kopf herein. „Ich bin in der Küche, ihr zwei", sagte sie fröhlich. „Muss das Abendessen fertig haben, bis der Rest kommt. Aber ihr habt euch ja sowieso viel zu erzählen."
    
    Wir nickten ihr zu und sie verschwand wieder.
    
    „Wer kommt denn noch alles?", fragte ich meinen Vater.
    
    Er verdrehte kurz die Augen. „Die lieben Schwiegereltern", antwortete er mit unüberhörbarer Ironie. „Fahren aber morgen früh schon wieder ab."
    
    Das „Zum Glück", was er nicht aussprach, konnte ich nur zu deutlich in seinem Gesicht lesen.
    
    „Tut mir übrigens Leid, dass ich nicht zu eurer Hochzeit kommen konnte", platzte ich heraus.
    
    Er winkte nur ab. „Hattest ja auch 'nen guten Grund. Der Beruf geht vor, ist... war bei mir ja nicht anders." Plötzlich leuchteten seine Augen interessiert auf und er beugte sich vor. „Du hast geschrieben, du warst auf Forschungsreise?"
    
    „Ja", nickte ich, „sechs Wochen auf dem Atlantik."
    
    „Und was genau hast du gemacht?"
    
    Sein Interesse kam nicht von ungefähr, ihm war anzusehen, wie es ihn freute, dass ich seine Liebe zum Meer anscheinend geerbt hatte. Und mit niemand anderem, außer meinen Kollegen, hätte ich mich so angeregt über ...
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