1. "skrupellos" Kapitel IX


    Datum: 23.08.2020, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... wollte nicht, dass er ihr etwas kauft, Geld für sie ausgab.
    
    „Herbert bitte, ich will das nicht“, hatte sie gesagt, auch noch in der Boutique, doch dieses Mal duldete er keinen Widerspruch. Und missmutig gehorchte sie.
    
    Für seinen Wunsch ihre Garderobe zu verändern hatte er gute Gründe.
    
    War er zu Beginn erfreut und stolz, als er sah wie die Männer ihr nachschauten und ihn manch neidvoller Blick traf, so registrierte er diese Blicke inzwischen mit einem unbehaglichen Gefühl, ja sogar mit Besorgnis, sah er doch mittlerweile in fast jedem Mann eine Bedrohung.
    
    Sie fiel auf und er mit ihr. Allerdings er häufig im negativen Sinn.
    
    Zu deutlich hörte er das feindselige Gezische von Julias Geschlechtsgenossinnen, wenn er mit ihr, zum Beispiel ein Restaurant betrat.
    
    Wut stieg jedes mal in ihm hoch, sobald er dieses, immer gleiche abfällige Gemurmel vernahm und am liebsten hätte er ihnen ins Gesicht geschrien: „Ich kann nichts dafür, dass ihr so hässlich seid und der Alte euch nicht mehr ficken will“.
    
    Nun, mit Julias neuem Outfit, weg von diesen leichten, jugendlichen und bunten Kleidern, hin zu einem gediegeneren Aussehen, sollte das Getuschel aufhören, oder zumindest weniger werden.
    
    Er hatte versucht sie zum Tragen von Hosen zu animieren. Frauen in Hosen, das unerotischste was es gab wie er fand, doch das hatte Julia vehement abgelehnt.
    
    „Papa sagte immer, Frauen sollten keine Hosen anziehen“, hatte sie sehr bestimmt gesagt und natürlich gab der Richter auch in ...
    ... diesem Punkt dem Altmeister mit der roten Fliege recht.
    
    Natürlich sollten Frauen keine Hosen tragen. Obgleich er gestehen musste, bei vielen war es durchaus sinnvoll. Verdeckten sie doch den Blick auf Beine, die eher an Schweinehälften, denn an attraktive Frauenfüße erinnerten.
    
    „Herbert, was ist Dir, bist Du böse auf mich“, fragte Julia und riss ihn aus seinen düsteren Gedanken.
    
    „Aber nein“.
    
    Er lächelte, was ihn keinerlei Mühe kostete, was automatisch geschah wenn er sie nur ansah.
    
    Hand in Hand gingen sie die Kauffingerstraße zurück in Richtung Parkhaus.
    
    ***
    
    „Sagt dir der Name von Stommel was?“, fragte Jason mich, nach dem die Kellnerin weg war.
    
    „Stommel AG?“, fragte ich zurück.
    
    „Ja, Stommel AG, Maschinenbau, größte Aktionärin Ingrid von Stommel, eine Kundin von mir“.
    
    „Gratuliere“, sagte ich.
    
    „Na ja...“.
    
    Er schaute mich an.
    
    „Na ja?“ fragte ich.
    
    Er seufzte.
    
    „Lass mich raten, bei Ingrid geht die Post ab?“, lachte ich.
    
    Er nickte.
    
    „Du hast keine Ahnung wie“.
    
    Ich wurde neugierig.
    
    „Erzähls mir Jason“.
    
    Und Jason erzählte.
    
    „Oh mein Gott“, sagte ich.
    
    Und Jason erzählte weiter.
    
    „Oh mein Gott Jason“, sagte ich erschüttert.
    
    Und nach dem er schließlich geendet hatte, bestätigte ich: „Das ist krank, armer Jason“.
    
    „Und arme Rebecca?“, sagte er fragend und lauernd.
    
    Ich brauchte einige Sekunden bis ich begriff.
    
    „Jetzt warte mal...“, sagte ich und ungläubig schaute ich ihn an.
    
    „Du möchtest...?“.
    
    „Na ja...“, ...
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