1. Berlin Teil 01


    Datum: 16.12.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... nächsten Tag. Es roch noch ein wenig nach dem Schweiß von arbeitenden Menschen. Die Wärme des Tages war noch zu spüren, würde in der Nacht kaum weichen.
    
    Nur an einer Stelle war noch alles unaufgeräumt. Herrschte kreatives Chaos. Stofffetzen lagen herum, Werkzeug war verstreut. Eine einzelne Lampe erhellte den Arbeitsplatz.
    
    Paul saß vor dem Arbeitstisch und war versunken in seine Arbeit. Er hatte eigentlich längst Feierabend. Aber er nutzte diese Zeit der Leere und Ruhe gerne aus um noch zu probieren. Seine Fertigkeiten zu verbessern. Neues zu entwickeln.
    
    Vor einem Jahr war er hierher gekommen. Sein Traum war in Erfüllung gegangen.
    
    Nach der Schule hatte er zuhause in Vorpommern auf dem Land auf einem Bauernhof gearbeitet. So wie es seine Eltern wollten. Die Familie Günther war arm und konnte sich nicht erlauben, ihren Sohn zu einer weiterführenden Schule zu schicken oder eine Ausbildung machen zu lassen. Zu sehr waren sie auf das Geld von Paul angewiesen.
    
    Aber das war nicht das, was er wollte. Paul hatte einen Traum und den konnte er nicht leben, solange seine Eltern auf sein Geld angewiesen waren.
    
    Als sein etwas jüngerer Bruder in der Lage war, zu arbeiten und etwas Geld nach Hause zu bringen, hatte er seine Eltern überredet, ihn ziehen zu lassen und sein Glück in der großen Stadt zu suchen. So war er nach Berlin gekommen. Jetzt war er 21. Gerade volljährig geworden.
    
    Seine Lehre hatte er bei einem Herrenschneider absolviert. Gerne hätte ihn dieser nach ...
    ... der Lehre gehalten. Denn Paul war begabt. Konnte mit Stoff umgehen. Aber Anzüge waren für Paul zu steif, zu gleich in ihrer Bearbeitung. Ihn hatte schon immer gereizt, den Stoff fließen zu lassen, weichere Formen zu entwerfen. Und so hatte er sich bei Frau Liebrecht beworben, um endlich in einer Damenschneiderei tätig werden zu können. Es hatte auf Anhieb funktioniert. Sicher nicht zuletzt auf Grund der Fürsprache seines ehemaligen Chefs.
    
    Ein Jahr war das schon her. Er hatte sich durch seine gute Arbeit schnell das Vertrauen seiner Chefin erworben. Und so durfte er auch nach Feierabend die Werkstatt nutzen und mit Stoffresten experimentieren. Allerdings hielt er seine Versuche noch geheim. Zu wenig perfekt erschienen sie ihm, um sie schon zu präsentieren.
    
    Tagsüber schneiderte er Kleider nach den Entwürfen und Vorgaben der Chefin. Das war für Paul in Ordnung. War er doch froh, überhaupt bei Frau Liebrecht arbeiten zu dürfen. In den Verkauf durfte er nicht. Die Beratung der Kundinnen war Sache von Frau Liebrecht oder der Schneiderinnen. Maß nehmen oder die Unterstützung bei der Anprobe war ebenso eine Sache unter Frauen. Aber damit konnte er gut leben.
    
    Inzwischen durfte er auch auf Grund seines Händchens für Stoffe die Kleider für die exklusivere Kundschaft fertigen. Denn die Kundschaft war durchaus aus höheren Kreisen. Die Damenschneiderei Liebrecht, wie das Geschäft offiziell hieß, hatte sich einen Namen in der Berliner Gesellschaft gemacht.
    
    Heute Nacht war Paul ...
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