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Berlin Teil 01
Datum: 16.12.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen
Er war immer weiter in den Himmel gewachsen. Und jetzt war er fertig. Rechtzeitig zur dritten Funkausstellung in Berlin. Der Funkturm als weithin sichtbares Symbol der Funkausstellung. Ein wenig an den Pariser Eiffelturm erinnernd. Aber den kannten die meisten Berliner in diesem September 1926 höchstens von Fotos. Zur allgemeinen Stimmung passte das gute Wetter mit dem strahlend blauen Himmel, der schon seit Wochen keine Wolke mehr zeigte und für die Hitze in der Stadt sorgte. Berlin wurde immer mehr zu einer pulsierenden Weltstadt. Der erste Weltkrieg war ein wenig in Vergessenheit geraten, auch wenn es noch Kräfte gab, die den Friedensvertrag als aufgezwungen und ungerecht empfanden. Aber man wollte nicht mehr an das große Leid denken, dass der Krieg allen Nationen gebracht hatte. Die Menschen wollten leben. Genießen. Feiern. Modern sein. Berlin entwickelte sich zu einem Mode- und Kulturzentrum in Europa. War nicht nur Regierungssitz, sondern auch die zentrale Großstadt in Europa. Was Rang und Namen hatte, kam nach Berlin. Josephine Baker erlebte ihre große Zeit. Auch mit ihrem Auftritt in Berlin. Sorgte mit ihrem Bananenröckchen und dem unorthodoxen Tanzstil für Skandale. Aber ermutigte die Frauen auch, selbstbewusster aufzutreten. Das zeigte sich auch in der Mode, die stark von Amerika beeinflusst war. Sie hielt an den Attributen des Vorjahres fest, welche die Männer verschreckt und den Damen ein neues Selbstbewusstsein verliehen hatte. Knieumspielende ...
... Röcke gehörten inzwischen zum Alltag. Charleston Stil war angesagt. Die Oberteile waren dabei gerade geschnitten. Der Rock im Glockenschnitt reichte dabei kaum bis zu den Knien. Die Kleider für den Tagesbedarf waren in der Regel hoch geschlossen. Oft wurden Sie mit Krawatten, Krägen, Blenden, Schleifen oder Gürteln verziert. Die Abendkleider im gleichen Schnitt hatten jedoch oft tiefe Ausschnitte oder Spaghettiträger. Rückendekolletes bei den Abendkleidern waren tief bis zur Anstößigkeit. Ein neues Lebensgefühl hatte Einzug gehalten. In den Straßen Berlins herrschte tagsüber hektische Betriebsamkeit. In der Nacht kehrte dann Ruhe ein. Nicht in den Bars und Lokalen der Stadt. Aber in den Straßen und Geschäften. Schließlich mussten die meisten Berliner wieder früh an ihre Arbeit. --- Jetzt lag eine große Ruhe über dem Raum. Von draußen waren nur selten die Geräusche von vorbeihastenden Menschen, die nach Hause strebten, zu hören. Hier und da Gesprächsfetzen, ein Lachen. Ab und zu war das Quietschen einer Straßenbahn auf der Friedrichstraße zu vernehmen. Vorne im Laden brannte noch drei einzelne Glühbirnen und verbreiteten warmes Licht über der Auslage. In den Regalen im großen Raum hinter dem Laden lagen verschiedenste Stoffarten im Regal und warteten auf ihre Verwendung. Der Holzboden, der so knarrte, wenn man tagsüber darüber lief, war gefegt, der Raum aufgeräumt. Die Arbeitstische mit den Nähmaschinen unter dem großen Fenster warteten auf das Erwachen am ...