Mississippi-Girl und der Prügelklan
Datum: 06.07.2020,
Kategorien:
Inzest / Tabu
... mit ihm gesprochen?«
»Ja, er war es, der anrief.«
Seit nahezu zwei Jahren habe ich nicht mit ihm gesprochen und ich kann mir nur zu gut seine Wut auf mich vorstellen, weil ich einfach so abgehauen bin und ich nicht mal im Traum daran dachte, ihn irgendwann anzurufen. »Klang er traurig?« frage ich den Dekan.
»Traurig? Durchaus, ja. Ich denke, jeder wäre traurig angesichts einer Tragödie wie dieser. Ich bin sicher, dass er sich freuen wird, dich zu sehen.«
»Ja«, murmel ich leise zu mir selbst. »Ich bin sicher, das wird er.«
Ich stehe noch immer unter Schock, als der Dekan mich aus seinem Büro zu meinem Zimmer im Studentenwohnheim auf dem Campus begleitete. Er half mir beim Packen meines Reisekoffers, und dann ließ er mich allein. Ich muss Stunden in einer Art Trance auf der Bettkante in meinem Zimmer gesessen haben, denn was ich als nächstes höre, ist das Klopfen an der Tür. Ich stehe auf und öffne die Tür.
Es ist mein Stiefvater.
»Hallo Charlotte«, sagt er bloß.
»Hallo Daddy«, entgegne ich kleinlaut. Es ist komisch, ihn nach all der Zeit wieder
Daddy
zu nennen, aber zugleich ist da ein familiäres Gefühl, altvertraut und leise, das in der ganzen Zeit am College mir immer gefehlt hat.
»Ist das alles?« fragt er mit einem Blick auf den einsamen Reisekoffer.
»Ja«, antworte ich.
»Ich kann jemanden vorbeischicken, um deine restlichen Sachen zu holen. Du wirst hierher nicht mehr zurückkehren«, lässt er mich wissen. Wenn ich bei seinen Worten ...
... früher aus der Haut gefahren wäre, so gibt seine bestimmte Entscheidung in diesem Augenblick mir ein Gefühl von Erleichterung und Einverständnis.
»Ja, Daddy.«
Er nimmt den Koffer und wir verlassen den Raum. Minuten später in seinem Pick-up-Truck nehmen auf dem Highway Fahrt auf. Auf dem Weg zurück nach Locke County.
Wir zwei sitzen nebeneinander, der Blick starr geradeaus, stundenlang, ohne ein Wort zu wechseln. Ich weiß, dass er tieftraurig über den Tod meiner Mutter ist, aber er hat ihn bereits akzeptiert – auf seine reservierte und altbewährte Art und Weise. Meine Mutter war die Einzige, die seiner Raserei Einhalt gebieten konnte, die ihn davon abhalten konnte, seine Disziplinierungsmaßnahmen an uns Schwestern voll und ganz auszuleben. Jetzt ist niemand mehr da, der zwischen ihm und mir vermitteln könnte, und wahrscheinlich weiß keiner von uns beiden so recht, wie wir uns verhalten sollen.
»Daddy«, sage ich, um mir seine Aufmerksamkeit zu sichern. »Ich möchte dir sagen, dass es mir leidtut, dass ich weggelaufen bin und ungehorsam war. Ich weiß, ich hätte anrufen sollen.« Er sagt nichts. Er schaut bloß in eine andere Richtung auf dem dunklen Highway, und die Fahrt geht weiter.
Erinnerungen an jeden einzelnen Augenblick aus der Vergangenheit gehen mir durch den Kopf während der langen Fahrt zurück nach Hause. Plötzlich verlassen wir den Highway und biegen in die Tomlinson Road ab. Kurz darauf passieren wir unseren familiären Kaufladen. In der Tür hängt das ...