1. Mississippi-Girl und der Prügelklan


    Datum: 06.07.2020, Kategorien: Inzest / Tabu

    ... was das Leben für mich ausmachte.
    
    Aber das heißt natürlich nicht, dass ich es gerne mochte oder dort für den Rest meines Lebens bleiben wollte. Nicht im Geringsten. Ich hatte immer von dem Tag geträumt, an dem ich mich endlich in eine der großen Städte wie Biloxi oder Jackson hinauswagen könnte. Ich war eben nicht wie meine Schwestern oder meine Freundinnen, die sich nichts Schöneres vorstellen konnten, als den Rest ihres Lebens an ein und demselben kleinen Ort auf dieser Welt zu verbringen. Ich war nicht so wie sie. Ich war rebellisch. Gott allein weiß, wie oft ich diese endlosen Diskussionen mit meinem Stiefvater darüber führte, eines Tages mein Zuhause zu verlassen und aufs College zu gehen. Ich sagte ihm, ich sei dafür geboren, dem County den Rücken zu kehren und niemals zurückzukehren. Ich sagte ihm, dass ich tun könne, was immer ich wolle, wenn ich erstmal achtzehn wäre und einfach so abhauen könnte. Die Antwort war immer dieselbe: »Komm auf der Stelle her, bück dich über diesen Stuhl und mach dich darauf gefasst, den Arsch versohlt zu bekommen.«
    
    So einfach war er gestrickt. Er setzte keinen Glauben in lange Diskussionen über das, was richtig oder falsch war. Er war überzeugt davon, dass Angst die Menschen auf dieser Welt tun ließ, was sie taten, und die Angst vor seiner Bestrafung sei das, was er zu meinem eigenen Besten mir beibringen würde, sagte er. So verrückt es auch klingen mag, das antagonistische Band zwischen uns beiden brachte mich ihm näher als ...
    ... meiner Mutter. Ich verinnerlichte seine alteingesessenen Ansichten ganz einfach durch die Denkarbeit, die immerzu notwendig war, um seine Regeln einzuhalten und seine fordernden Erwartungen an mich zu erfüllen. Man könnte sagen, ich wollte meinen Stiefpapi um jeden Preis
    
    glücklich
    
    machen.
    
    Aber das war einmal.
    
    Ich machte mich aus dem Staub. Und ich konnte fliehen. Ich packte eine Tasche, schaffte es per Anhalter zur Busstation und fuhr dann davon zur »Ole Miss« (Fremden vielleicht eher bekannt als University of Mississippi). Nahezu anderthalb Jahre sind seitdem vergangen und ich könnte gefühlte zehn Jahre damit verbringen, die Geschichten von Charlotte Dillingers Collegesaufeskapaden zu erzählen. Und ich würde auch von jedem noch so kleinen Detail berichten, wenn es nicht bedeutete, auf der Stelle des Colleges verwiesen zu werden, sobald der Dekan davon Wind bekäme. Denn das ist jetzt mein einziges und größtes Problem und der Grund, warum ich hier sitze und nachdenke über die seltsame Welt von Locke County, aus der ich stamme.
    
    Jeden Augenblick könnte der Dekan diese dunkle Massivholztür dort drüben öffnen und ich einmal mehr mit den Fakten konfrontiert werden. Was tun und wohin gehen, wenn mein Abenteuer der letzten Nacht tatsächlich in einem formalen Ausschluss von der Universität enden sollte? Ich könnte auf keinen Fall nach Hause zurückkehren, aber auf der Straße will ich auch nicht enden und dazu gezwungen sein, einen Weg zu finden, um die nächstbeste Mahlzeit ...
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