1. Liebe und Hiebe


    Datum: 04.07.2020, Kategorien: Fetisch

    ... Ahnung, welchen bleibenden Eindruck dieser Abend noch auf mich machen würde.
    
    So richtig bei der Sache war ich erst, als eine Kapelle, die ich bis dahin nur aus den Augenwinkeln registriert hatte, mit einer fürchterlichen Dudelei und Trommelei begann. Wie auf ein Zeichen begannen auch die beiden Kämpfer im Ring mit einer Art Tanz. Seltsam. Tim erklärte mir, dass sowohl Musik als auch Tanz fester Bestandteil eines jeden Thaiboxkampfes waren, und ein Ausdruck von Respekt gegenüber Ahnen, Trainer und Gegner seien. Komisch, dachte ich mir. Wo die sich doch gleich gegenseitig windelweich prügeln wollen.
    
    Yannicks Gegner war eine nicht minder imposante Erscheinung als er selbst. Er wurde als „The Viking Axe" angekündigt. Schlank, drahtig und muskulös war er noch ein bisschen größer als mein schwarzer Krieger. Beide Oberarme und Brust zierten keltische Knotenmuster-Tattoos. Sein dickes blondes Haar war in einem kleinen Knoten am Hinterkopf zusammengebunden und der dichte Bart war kurz geschoren.
    
    Sie können sich aber noch ziemlich genau an kleinste Details erinnern.
    
    Wie schon gesagt, dieser Abend sollte einen bleibenden Eindruck auf mich machen und mein Leben ganz schön umkrempeln. Aber das kommt noch. Zurück zum Kampf. Als der Gong ertönte, war ich schließlich ganz auf Yannick konzentriert. Es ging gleich mächtig zur Sache. Die Musik schwoll an. Ohne viel Vorgeplänkel stürmten die beiden aufeinander ein. „Der Wikinger legt immer gleich mit viel Tempo los. Ich habe ...
    ... Yannick gesagt, er soll sich nicht drauf einlassen und ihn erst mal sein Pulver verschießen lassen. Aber wie ich ihn kenne, macht er das eh' wieder nicht", meinte Tim mit Expertenmiene. So war es auch. Boxkämpfe hatte ich schon ein paar Mal im Fernsehen verfolgt, aber das hat mich nie so fasziniert. Hier am Ring war das anders. Das war martialisch und unmittelbar. Der Geruch in der Halle, der Lärm der Menge, das Gedudel und die Nähe zu den Kämpfern, all das schwirrte mir durch den Kopf. Und auch was sich im Ring abspielte war viel brachialer. Beim Muay Thai wird ja nicht nur mit Fäusten und Füßen sondern auch mit den Knien und sogar den Ellenbogen gekämpft. Es wird mehr geclincht, und auch Würfe sind erlaubt. Das macht zunächst einen ziemlich rabiaten, ja brutalen Eindruck. Und gerade ging es im Ring besonders heftig zu, denn bereits in der ersten Runde lieferten sich Yannick und der Wikinger einen fast offenen Schlagabtausch. Sie versuchten zwar, die Attacken des jeweils anderen zu parieren, aber eher halbherzig. In wilder Folge tauschten die Kämpfer Fausthiebe, Kniestöße und Tritte aus, ob hoch angesetzt oder krachend in die Beine. Man konnte meinen, die beiden nickten sich jedes Mal anerkennend zu, wenn einer dem anderen besonders zugesetzt hatte. Und jeder Treffer -- die konnte man deutlich hören -- wurde von den Zuschauern mit einem lauten „Hoy!" bedacht. „Das können die doch nicht lange durchhalten", dachte ich mir. Sie konnten. Zumindest die ganze erste Runde lang. Erst mit ...
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