1. Geschlossener Anstalt


    Datum: 13.12.2017, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... ihre ganz besondere Genialität bewies.
    
    Das Personal war in meinen Augen bei ihrem Vorgehen äußerst brutal, denn sie fixierten diese ›Verrückte‹ sofort ohne weitere Worte. Sie war wohl genau das, was man so nicht vor aller Augen zeigen wollte ... besonders, wenn Besuch da war. Es griff halt das Ego derer an, die nach außen zeigen wollten, daß sie alles unter Kontrolle hatten, aber diese Situationen zeigte eben das genaue Gegenteil. Bei dem Gedanken mußte ich leise lachen und einer der Wärter hörte es, sah grimmig zu mir hoch.
    
    „Is was?" fragte er.
    
    „Nein, es wirkte nur ..." begann ich, aber mein „Führer" stieß mich an, was mir sagte, daß ich mich mit jedem weiteren offensiv ausgerichteten Wort zu weit aus dem Fenster lehnen würde und der Typ sich angegriffen fühlte. Ich sagte also nur: „Nichts. Entschuldigung." dann schwieg ich und ging zu meinem Rucksack.
    
    Als sie sie dann weg zogen, da drehte ich mich noch einmal um. Sie zogen diese Frau tatsächlich an ihren Beinen durch den Raum und der Kopf war fast so auf dem Boden, wie man den Acker mit dem Pflug beackert. Als sie dann fast aus dem Raum war, da öffnete sie noch einmal die Augen und sah mich kurz sehr konzentriert an. Ich lachte im Stillen, doch konnte niemand sehen, wie amüsiert ich darüber war, wenn sie die Situation kannten, worüber ich lachte ... sie hatte tatsächlich ihre Unmächtigkeit vorgetäuscht. War ich froh, daß sie auf der anderen Station war, wo nur weibliches Personal Zutritt hatte. Daß heißt, nur ...
    ... in Ausnahmefällen wie diesen brachte sie das männliches Personal in ihre Zelle zurück.
    
    Ich redete mit meinen „Führer", der Mike hieß und mich im letzten Monat seines Zivildienstes einführen sollte. Wir verstanden uns gut und redeten auch über die vermeidlich verrückte Kristin.
    
    Irgendwann sagte ich dann, als wir unter uns waren: „Wenn die Situation mit ihr und den zehn Wärtern nicht so grotesk komisch gewesen wäre, dann würde ich meinen, daß sie unglaublich intelligent ist und hier allen etwas vor macht. Hast du gesehen, wie spielerisch sie mit den Wärtern umgegangen ist? Ich glaube, daß es für sie nur ein Spiel ist."
    
    „Aber dann hat sie dich gesehen, wie du über das heillose Chaos der Wärter gelacht hast." sagte er und dachte nach. „Sie ging schnell auf dich zu und guckte nicht nach links oder rechts, wo Gefahr lauern könnte. Sie sah nur dich an, wollte deinen Namen wissen und gab ihr Spiel mit den Wärtern auf."
    
    „Ja." Stimmte ich zu. „Einfach so. Wenn ich ehrlich bin, dann macht mir genau das ... fast ein bißchen Angst. Macht sie das immer bei neuen Zivis?"
    
    „Ha, du wirst lachen, aber das hat sie das erste Mal gemacht." er lachte darüber, aber ich nahm es eher als eine Warnung für das, was mich noch erwarten würde ... doch ich bin kein Hellseher, allenfalls der Leser dieser Zeilen, die der Autor verfaßt hatte und einer gewissen Sparte von Storyschreibern hier angehört.
    
    Am frühen Abend machte ich mich dann auf den Heimweg und war fertig für die Nacht. Ich kramte ...
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