1. Geschlossener Anstalt


    Datum: 13.12.2017, Kategorien: Nicht festgelegt,

    Zivildienst in geschlossener Anstalt
    
    Mein erster Tag
    
    Jeder Zivildienstleistender bekam am ersten Tag eine kleine Führung durch das Gebäude und somit war das auch bei mir der Fall. Für den Tag hatte ich drei Flaschen zu Trinken in den Rucksack gepackt, etwas zu Essen und andere Kleinigkeiten. Es war also schwer es die ganze Zeit auf dem Rücken durch die ganzen Räumlichkeiten zu tragen und als mein „Führer" das sah, da sagte er: „Wenn du willst, kannst du den Rucksack hier so lange abstellen, bis wir mit dem Rundgang fertig sind."
    
    „Ok." sagte ich und stellte es leicht verborgen in einer Ecke hinter einem halbhohen Schrank.
    
    Er führte mich länger durch das Gebäude als ich es vorab vermutet hatte. Er erklärte mir während der Führung auch andere Dinge, was es sehr in die Länge zog. Als wir vor einer Tür standen, da sagte er schließlich: „Dort ist der Bereich der weiblichen Verrückten und da haben wir keinen Zutritt. Naja, jedenfalls nicht ohne weiblichen Fachpersonal der Stufe 5."
    
    Wir machten uns wieder auf den Rückweg und ich fragte: „Wieso haben dort weibliches Personal Zutritt? Glauben die etwa, daß sich das männliche Personal an den weiblichen Verrückten sexuell vergeht?"
    
    „Keine Ahnung. Niemand sagte warum, aber deine Vermutung trifft wahrscheinlich am ehesten zu." sagte er und lachte dann. Vermutlich dachte er ›Wer will schon mit einer Verrückten ficken?‹ und da gab ich ihm gedanklich auch sofort Recht.
    
    Nach fünf Minuten waren wir wieder in der großen ...
    ... Gemeinschaftshalle, wo jetzt männliche wie weibliche Eingelieferte den Raum füllten und da drehte gerade eine weibliche ›Verrückte‹ durch. Ich beobachtete das Schauspiel und lachte, als sie fast das gesamte Fachpersonal verarschte und an der Nase herumführte. Ich sah ihr nach und als ihr Blick schweifend über alle ihre „Feinde" fuhr -- die sie einfangen und zur „Vernunft" bringen wollten -- , da blieb sie an meinem Gesicht hängen.
    
    Als sie sich mir schnell näherte, da gefror mein Lachen mit jedem ihrer auf mich zukommenden Schritte zu einem fast paralysiertem Lächeln. Dann stand sie vor mir und fragte: „Wie heißt du?"
    
    Ich war verwirrt von dieser Situation und das Personal brauchte viele Sekunden, bis sie bei ihr war und sie fragte mich noch zwei Mal: „Ich bin Kristin. Wie heißt du?"
    
    „Bitte, wie heißt du?" schrie sie, als das Personal sie auf den Boden warfen, wie die Polizei es bei Demonstranten machen. Ihr Kopf schlug auch auf den Boden auf und ihr Blick wirkte unklar.
    
    Mein „Führer" sagte: „Nun sag ihr doch deinen Namen. Ist doch nichts Schlimmes, oder?"
    
    „Michael." sagte ich, doch ihre Augen waren schon geschlossen. Naja, eigentlich ist es mir auch lieber, daß sie nicht gleich am ersten Tag meinen Namen kennt. Ist so ein komisches Gefühl, diese Direktheit und das Zusammenwirken mit ihrer Verrücktheit, wenngleich sie fast die gesamte Mannschaft der Anstalt gehörig auf Trab gehalten hat und damit vielleicht -- wenn diese Situation kein Zufall und reines Glück war -- ...
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