1. Wenn die Nachtigall erwacht 13


    Datum: 20.06.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... seiner Königin. Tyra sammelte alle Taschen und Tüten ein, die sie mitgebracht hatte, und verstaute sie in ihrem Auto. Gemeinsam mit Miriam und Rick räumte sie die Bar insoweit auf, wie es sich für eine schmuddelige Bar in diesem Stadtteil gehörte. Rick hängte einen Zettel an die Tür, auf der potenzielle Besucher lesen konnten, dass die Bar bis auf Weiteres wegen Renovierung geschlossen war.
    
    Sam fuhr zu seiner Basis, um vorschriftsmäßig bis 18 Uhr anzutreten. Rick fuhr mit Miriam und M'ryn dem I. zu seiner Privatwohnung. Tyra fuhr mit V'nyx dem V. zurück zu ihrer Wohnung, um den Rest des Sonntags ein ganz normales Leben zu führen, so wie es die Nachbarn erwarteten. Mit dem Unterschied, dass in ihrer Badewanne eine orange Blume schwamm, die sie von Zeit zu Zeit mit gespitzten Lippen fütterte.
    
    *
    
    In Ricks Wohnung wurde ebenfalls die Badewanne gefüllt, damit M'ryn der I. sich in seinem gewohnten Element entfalten konnte. Tief über den Wannenrand gebeugt, gab ihm Miriam eine Ration Nährstoffe und wurde dabei von Rick beobachtet. Aber Rick verkniff sich einen Kommentar. Er stellte zwei Kerzen auf seinen Esstisch, holte eine Flasche Rotwein und zwei Gläser. Das war alles, was er einer Königin in seiner bescheidenen Hütte bieten konnte.
    
    Als Miriam aus dem Bad kam, war der Wohnbereich von romantischem Kerzenlicht erhellt und Rick reichte ihr ein Glas. In einer anerkennenden Geste nahm sie das Glas und setzte sich neben ihn aufs Sofa. Nach dem ersten Schluck ließ sie sich ...
    ... gegen die Lehne des Sofas fallen und streifte die Pumps von den Füßen. Dann nahm einen kräftigen Schluck Rotwein. Rick legte ihren Arm um sie.
    
    »Ich könnte dein Vater sein, aber ich fühle mich wie ein junger Kerl in deinem Alter.«
    
    »Du siehst auch viel frischer aus als gestern. Zum Glück ist der silbergraue Schimmer in deinen Haaren geblieben - das hat was.«
    
    Rick streichelte über ihren Hals und machte Andeutungen sie küssen zu wollen, aber Miriam rückte ans andere Ende des Sofas, sodass sie eine Armlänge von Rick entfernt war.
    
    »Nicht so, Rick, dieser Platz in meinem Herz ist belegt«, sagte Miriam mit einem gewissen Verständnis für seine Situation.
    
    »Ah, Sven - richtig?«
    
    Miriam nickte und zog ihre Beine eng an ihren Körper.
    
    »Du hast Angst vor dem, was vor dir liegt«, stellte Rick fest und ließ den Wein in seinem Glas kreisen.
    
    Miriam strich sich ihre Haare aus dem Gesicht und sah sehr müde aus, als sie zu Rick schaute.
    
    »Ich will nicht immer kämpfen, verstehst du das? Aber ich finde einfach keine Ruhe in dieser scheiß Welt.«
    
    »Dir geht es eigentlich nicht viel anders als dem einfachen Mann: Ein Großteil des Lebens besteht aus hektischem Strampeln, damit man nicht untergeht.«
    
    Miriam schaute ihn mit großen Augen an. Rick lächelte sanft, seine harte Schale wirkte zumindest in diesem Augenblick weich.
    
    »Manchmal reicht es schon, wenn man in den Arm genommen wird. Keine Angst, ich will dich nicht auf diese Tour anmachen«, sagte Rick. Miriam war müde und ...