1. Erinnerungen 03


    Datum: 21.05.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... tun konnte, war hoffen.
    
    *****
    
    „Alles ist vergänglich, jeder neue Tag bringt Verluste mit sich. Um etwas Neues zu schaffen, muss etwas Altes zerstört werden. Asche zu Asche, Staub zu Staub!
    
    Die Pläne der Götter sind für uns nicht zugänglich. Und so stellen wir nicht in Frage, was sie tun, sondern bitten um Vergebung für die Toten, auf dass sie sicher in Elysia, der Stadt er Seelen ankommen.
    
    Gravoq, allmächtiger Wächter über die Sünden, König von Elysia, gewähre ihnen Einlass!
    
    Trayva, Hüterin des Lebens und Schutzpatronin der Reisenden, wache über ihren Weg auch nach dem heutigen Tage!
    
    ..."
    
    „Ich hoffe, er dichtet nicht noch zu jedem der 21 Götter eine Lobeshymne...", flüsterte Daria ihm hörbar genervt zu.
    
    Auf dem Dorfplatz waren große Holzpfähle eng nebeneinander in den Boden gerammt worden, für jeden der Toten einen. Darum waren große und kleine Holzbalken zu einem Haufen aufgeschichtet, sodass die Toten verbrannt wurden. Mit dieser Tradition wurden die Körper gefallener Soldaten wieder dem Kreislauf des Lebens zugeführt, wobei die aufsteigenden Rauchschwaden für die aufsteigenden Seelen standen.
    
    Es war üblich, dass ein Priester Gnade für die Seelen der Verstorbenen vor den Göttern erbat. Aber dieser hier übertrieb es mit den Lobpreisungen wirklich ein wenig. Er konnte ja verstehen, dass es für ihn auf eine morbide Art und Weise eine besondere Ehre war, für die Seelen von mehreren Toten auf einmal zu beten, in einem so kleinen Dorf kam dies nur sehr ...
    ... selten vor. Eine Feuerbestattung wie diese war Personen zugedacht, die im Kampf gefallen waren, Quinn konnte sich nicht vorstellen, dass auch nur ein Einziger der hier Anwesenden, wenn man von ihm selbst und Daria absah, schon einmal etwas Derartiges erlebt hatte. Überlieferungen aus Büchern hatten aber offenbar gereicht.
    
    Doch das war nicht das Problem, genauso wenig wie der Umstand, dass sie beide natürlich Ehrengäste auf der Zeremonie waren. Es lag vielmehr in dem unverändert starren Blick, den Daria nun schon den ganzen Abend aufgesetzt hatte. Er konnte förmlich spüren, dass sie sich mehr als nur ein wenig unwohl fühlte, doch er konnte nicht das Geringste dagegen tun. Immerhin war der Priester endlich mit seiner Rede fertig:
    
    „... Furon, Herrscher des Feuers, empfange ihre sterblichen Überreste!"
    
    Dabei nickte er drei Männern mit jeweils einer Fackel in der Hand zu, die daraufhin den Scheiterhaufen in Brand steckten. Langsam bahnten sich die Flammen ihren Weg bis in die Mitte, woraufhin eine riesige Stichflamme erschien, gefolgt von einer dichten Rußwolke, die sich im seichten Nachtwind ausbreitete.
    
    „Sie sind angekommen", hörte er den Priester sagen.
    
    Im Flackern des Feuers sah er eine Träne auf Darias Gesicht aufblitzen, sie bemerkte jedoch seinen Blick und wendete sich ab. Ihm blieb nichts weiter übrig, als einfach seine Hand auf Darias Schulter ruhen zu lassen, als wollte er sagen „Ich beschütze dich!" Doch dazu hätte er die Ursache kennen müssen, so blieb ...
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