1. Erinnerungen 03


    Datum: 21.05.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... letzten Tage unecht, noch immer konnte er nicht begreifen, wie viel sie in diesen wenigen Tagen zusammen erlebt hatten. Er konnte sich dadurch jedoch mindestens hinreichend sicher sein, dass er sie gut genug kannte, um die Angst in ihren Augen auch in der Stimme zu erkennen. Sie versteckte sie gut, aber dadurch ließen ihre Worte die Wärme vermissen, die sie normalerweise wie eine zweite Haut umgab.
    
    „Was hast du? Ich wollte dich schon am Tag fragen, aber du warst genauso wie ich zu beschäftigt. Ich dachte erst daran, dass ich dir vielleicht genauso gefehlt habe wie du mir, aber das ist es nicht, oder?"
    
    Im Nachhinein gesehen hatte er viel zu lange geredet, weil er selbst nicht wusste, was er sagen sollte. Für diese Dinge waren einfache und vor allem wenige Worte die Richtigen, er hingegen versuchte mehr seine eigenen Probleme in Worten zu verhüllen, als sich einfach auf sie einzulassen.
    
    Er versuchte wieder, ihren Blick aufzufangen, doch sie wich ihm erneut aus. Immerhin ließ sie seine vorsichtige Umarmung zu, doch sie erwiderte sie nicht. Beinahe teilnahmslos hing sie in seinen Armen, als stünde sie alleine auf der Straße. Vielleicht gehörte auch das zu der schnelllebigen Beziehung, die sie führten dazu. Er selbst hatte vor einigen Tagen beinahe alles zerstört, er würde alles tun, um sie nun bei sich zu behalten. Egal was passierte. Das hieß aber noch lange nicht, dass er es akzeptieren würde, wenn sie mehr oder weniger offensichtlich etwas bedrückte.
    
    Vorsichtig ...
    ... löste Quinn die Umarmung wieder, darauf achtend, sie nicht einfach zu Boden fallen zu lassen. Nach wie vor wich sie seinem Blick aus, als Daria ohne ihn eines Blickes zu würdigen loslief. Mit zwei schnellen Schritten war er neben ihr, sah, wie schwer es ihr fiel, die Fassung zu wahren. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schien es sich jedoch kurz davor anders zu überlegen und schloss ihn wieder.
    
    Etwa eine Minute gingen sie schweigend nebeneinander her. Wie ein altes Bauernpaar, oder die verzogenen Kinder von Adligen. Sein Blick blieb an einem kleinen Vogel hängen, folgte seiner Flugbahn eine Weile, dachte darüber nach, wie es wohl wäre, so frei wie er leben zu können. Die durch die Luft gleiten zu können, wie durch Wasser, ohne Grenzen.
    
     Seine Gedanken wurden jäh davon gestoppt, als unmittelbar der feinsäuberlich aufgeschichtete Holzstapel in sein Blickfeld geriet. Der Grund, warum sie überhaupt im Halbdunkel der Dämmerung in Richtung Wald liefen.
    
    „Die Arbeit wartet...", seufzte Daria neben ihm.
    
    Dass es die ersten Worte nach verhältnismäßig langer Zeit waren, registrierte sie nicht.
    
    Neben dem Stapel stand ein Handwagen bereit, der hoffentlich genug Holz für das Feuer fasste. Irgendwie wartete er darauf, dass Daria anfangen würde, den Wagen zu beladen, doch sie blieb kurz davor stehen, den Blick weiterhin starr geradeaus gerichtet. Sosehr es ihn schmerzte, sie so zu sehen, es hatte keinen Zweck, nach dem Grund zu fragen. Nicht noch einmal. Das Einzige, was er ...
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