1. Erinnerungen 03


    Datum: 21.05.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... zu schaffen gewesen.
    
    Mit ihrer rechten Hand winkte die Dorfbewohnerin ihren Sohn herbei, als ob er schon zugestimmt hätte. Er hatte zwar einmal geschworen, einem Hilfesuchenden diese nie zu verweigern, solange es in seiner Macht stand, doch mittlerweile überlegte er sich ernsthaft, wie er eine Ausnahme rechtfertigen würde, ohne abfällig über das Dorf und deren Bewohner zu sprechen. Sie wussten es nicht besser, es wäre nicht fair, sie zur Verantwortung zu ziehen.
    
    „Mir tut mein Kopf weh! Ich weiß nicht einmal, wie ich es beschreiben soll, vielleicht, als ob man gegen eine Hauswand gelaufen ist, nein so was kennt jemand wie du nicht, du bist viel zu klug, um so etwas Dummes zu tun, es fühlt sich an, als würde ich laufen und dabei meine Kopf ganz heftig immer hoch und runter..."
    
    „Schon gut, schon gut, ich kann es mir vorstellen", unterbrach er den Jungen.
    
    Mittlerweile unternahm er noch nicht einmal den Versuch, etwas gegen seinen müden und ein Stück weit genervten Tonfall zu unternehmen.
    
    Das Heilen war sein Handwerk, welches er ursprünglich sogar einmal studiert hatte. Doch mit jeder weiteren Stunde musste er mehr gegen einen inneren Widerstand ankämpfen. Eigentlich machten ihm weder die unzähligen, viel zu detailreichen und oft nur schwer verständlichen Beschreibungen der Dorfbewohner, was ihnen fehlte, machte ihm etwas aus, noch dass er über die Mittagszeit nicht mehr als ein trockenes Brot zu sich genommen hatte. Dergleichen war er gewohnt, und wenn es nicht zu ...
    ... oft geschah, im Allgemeinen gut ertragbar.
    
    Dennoch war es ihm anfangs schwergefallen, die Ursache dafür zu finden, bis ein langer Blickwechsel mit Daria sein kleines Problem auflöste, auch wenn es ihm mitnichten leichter fiel, sich immer wieder für jeden neuen Patienten zu überwinden. In ihren Augen hatte er Angst gesehen. Nicht von der Sorte, die jemanden schreiend davon rennen lassen würde, sondern Angst vor etwas, was tief in ihr Selbst lag.
    
    Die vielen zu Behandelnden verhinderten jeglichen Kontakt, der länger als ein Blinzeln dauerte. Er wusste, dass es ihr nicht gut ging und konnte nichts dagegen tun, noch nicht einmal fragen, worum es ging. Immer wenn sich ihre Blicke für den Bruchteil einer Sekunde trafen, sah er wieder den dunklen Schimmer, der über ihren Augen lag, wie ein Dämon, der Besitz von ihr ergriffen hatte.
    
    Zu wissen, dass es jemandem, den man liebt, schlecht geht, ist um ein Vielfaches bedrückender, als alles andere. Genau genommen ist noch nicht einmal das der Kern des Problems, sondern die Gewissheit, nichts dagegen tun zu können. Sosehr sich Quinn auch wünschte, sich wenigstens selber nichts anmerken zu lassen, er wusste, dass er vor ihr nichts verstecken konnte. Sie würde sich nur noch schlechter fühlen, aber auch dagegen konnte er nicht das Geringste tun. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich von Grund auf machtlos.
    
    Dem Jungen strich er letztlich ein paar Mal über den Kopf, als würde dies etwas helfen und gab ihm etwas Tee, welchen ...
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