1. Wenn die Nachtigall erwacht 14


    Datum: 07.05.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... kleinen Tentakel, aber dann begann er, die Muster dahinter zu verstehen.
    
    ***
    
    Miriam massierte vor Anspannung ihre Stirn mit den Fingern und befahl Tyra in Gedankensprache: ‚Schließe die Bürotür ab und zieh es nicht zu lange hin.'
    
    Sie saß neben Rick im Auto, stemmte ihre nackten Füße auf das Armaturenbrett und schaut zu ihm rüber. Er saß grinsend hinter dem Steuer und verdrückte einen Donut, während er die Straße entlang rollte.
    
    »Ich weiß nicht, was Tyra gerade macht, aber es hört sich nicht nach normaler Büroarbeit an.«
    
    »Es ist aber ihre normale Arbeit als Drohne.«
    
    »Sperma sammeln?«
    
    »Ja«, sagte Miriam, »aber als der Büroaufpasser erst mal auf ihre Tasche aufmerksam geworden war, musste sie sich ja was einfallen lassen, um V'nyx den V. zu schützen. Dieser Cerebrat ist genau so naiv wie sein Vorgänger. Normalerweise müsste er für die Sicherheit der Drohnen sorgen - scheinbar kommt er ursprünglich aus einer Welt, in der man vor nichts Angst haben musste.«
    
    »Wo wir beim Thema Angst sind: Wie sieht es mit Geschlechtskrankheiten aus?«, fragte Rick. Miriam machte eine abfällige Geste.
    
    »Mir ist noch nichts über den Weg gelaufen, was mein Immunsystem nicht kleingekriegt hat.«
    
    »HIV?«
    
    »Wirst du nie bekommen«, sagte Miriam und schaute auf die schnurgerade Straße.
    
    »Wir sind also die Spitzenprädatoren, an uns kommt nichts vorbei!«, sagte Rick und starrte auf Miriams nackte Füße. Oberhalb der Fesseln waren ihre Beine von der eng anliegenden Lederhose ...
    ... verdeckt. Aber diese makellosen Zehen und die zierlichen Fersen ließen ihn nicht kalt.
    
    »Rick! Du bist nicht unverwundbar, wenn du weiter auf die Gegenfahrbahn driftest, bringt dir dein Immunsystem auch nichts mehr.«
    
    »Ist ja schon gut«, raunte Rick und korrigierte den Kurs. Er fuhr noch eine Meile geradeaus, dann hielt er auf einem verlassenen Parkplatz. Sie hatten den Großraum von San Francisco verlassen und befanden sich in einer ländlichen Gegend mit flachem Gelände und schnurgeraden Straßen, auf denen nur wenige Autos fuhren. Miriam griff in den Fußraum unter sich und holte M'ryn den I. aus dem Korb. Er kringelte seine Tentakel um ihr Handgelenk. Als er festen Halt hatte, hob er seine tiefblaue Blüte in den Himmel.
    
    »Hast du schon was?«, fragte Miriam. M'ryn der I. und Rick verneinten die Frage zeitgleich.
    
    Rick legte ein Messgerät zur Seite und las ihre geografische Positionen von einem GPS-Empfänger ab. Er notierte sich die Daten in einem Notizblock.
    
    »Das Dumme ist, dass ich gar nicht weiß, wonach ich suchen muss. Weißt du ungefähr das Frequenzband?«, fragte Rick und schaute Miriam fragend an. Sie strich mit der Fingerspitze über den Rand des Blütenkelchs und zuckte mit der Schulter.
    
    »M'ryn weiß die Frequenz auch nicht, er weiß nicht einmal, was eine Frequenz ist, aber er wird es hören.«
    
    Nach einigen Atemzügen der Stille fragte Miriam: »Warum stehen wir auf diesem Parkplatz?«
    
    Rick zeigte auf einen Highway, der eine halbe Meile vor ihnen, wie mit dem ...
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