1. To Bi or not to Bi


    Datum: 06.12.2017, Kategorien: Schwule

    ... anderen Plattformen zum Austausch von Phantasien, Korpulationswünschen, oder schlicht Körperflüssigkeiten. Einige der Seiten sind kostenlos. Also angemeldet, ein Profil erstellt, von dem ich voller Stolz behaupten kann, das mindestens die Hälfte stimmt, und schon begebe ich mich auf die Pirsch.
    
    Die ersten Kilometer auf diesem Abschnitt der Datenautobahn verbringe ich mit runter geklapptem Kiefer und einem stetigen Wechsel von Belustigung, Verwirrung, Würgereiz und tiefem Mitleid. Mit der Redensart "Es gibt nichts, was es nicht gibt!" müssen Datingplattformen gemeint gewesen sein. Den Autoren von gut der Hälfte der online gestellten Gesuche, würde ich am liebsten empfehlen, doch lieber auf einer Veterinärplattform zu posten, oder bei derart vielen Löchern, die gestopft werden müssen, doch mal bei der Haushaltshilfe ums Eck anzuklopfen.
    
    Mein Gott, das ist nicht die Welt, in die ich eintauchen wollte!
    
    Aber vereinzelt, eingekeilt zwischen Stuten, Hengsten und diversen Auflistungen von gefälligst zu begattenden Körperöffnungen, finden sich auch andere, harmlosere, teils verlockende Angebotstexte. Und nicht wenige Männer scheinen in einer ähnlichen Situation wie ich zu sein. Also beschließe ich, die Flinte nicht gleich ins Korn zu werfen und surfe weiter durch die Höhen und Tiefen der männlichen Triebe.
    
    Dabei kommt es erstens, wie es kommen muss und zweitens, sehr wörtlich gemeint. Einige Texte machen mich derart an, dass ich anfange mich selbst zu massieren, mir dann ...
    ... die Hose zu öffnen und mir amtlich einen von der Palme zu wedeln. Lust befriedigt, Verlangen vergangen, Browser zu, Laptop aus.
    
    So geht das ein paar Tage, aber immer wieder zieht es mich auf die gleichen Seiten. Hin und wieder verirren sich ein paar Nachrichten in meinen Posteingang, die aber allesamt so abtörnend sind, dass die zugehörigen Verfasser sogleich auf meiner Ignoreliste landen.
    
    Ich erkläre mir den eingehenden Mitteilungsmüll so, dass sich bei den meisten Usern das dringend zum erfolgreichen Denken gebrauchte Blut gerade in südlicheren Gefilden befindet und die Groß- und Kleinschreibung schwer umzusetzen ist, wenn sich eine Hand in Vollzeit am eigenen Gemächt zu schaffen macht. Denn andernfalls müsste ich unterstellen, dass an diesen Gentlemen die letzten dreieinhalb Milliarden Jahre schlicht spurlos vorbei gegangen sind. Quasi komplett schwanzgesteuerte Vollpfosten. Dann lieber in dubio pro reo. Das hilft, damit ich mich nicht zu viel fremdschäme und meinen Geschlechtsgenossen nicht unisono den Versagerstempel aufdrücken muss.
    
    Doch dann verirrt sich eine Nachricht an meine Adresse, die sich deutlich von den anderen unterscheidet.
    
    Endlich einer, der den Unterschied zwischen Niveau und Nivea zu kennen scheint. Seine Mail liest sich sehr wohltuend. Er schreibt unaufdringlich, aber nicht distanziert, er weiß, was er sucht und noch mehr, was er nicht sucht. Im Gegensatz zu mir ist er kein Single, zumindest kein echter. Er beschreibt sich als locker liiert, ...
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