To Bi or not to Bi
Datum: 06.12.2017,
Kategorien:
Schwule
Langsam nervt's! Ein Jahr und drei Monate bin ich nun wieder Single. Und es nervt!
Weniger die fehlende Zweisamkeit, oder schlimmer noch, die von diversen Onlinepartnerbörsen zu viel beschworene "traute" Zweisamkeit. Nun wirklich nicht. Davon bin ich auf absehbare Zeit kuriert. Dafür hat sie gesorgt. Mit beeindruckender Gründlichkeit, wie alles, wofür sie sich zuständig fühlte.
Nein, eine bessere Hälfte fehlt mir nicht. Ich brauche kein Yin zum Yang, um ausgeglichen zu sein, ganz im Gegenteil. Ich genieße die Freiheit, niemanden fragen zu müssen, keine Kompromisse auszuhandeln und dahin zu gehen, wohin mich der freie Abend trägt. Und genau da beginnt das Problem. Er trägt mich immer wieder in die gleichen Ecken, mit den gleichen Leuten und am Ende jedesmal zu der nüchternen Erkenntnis, dass ich mir das Singledasein doch völlig anders vorgestellt hatte. Absurd: ist man gebunden, besteht das Leben aus gefühlten verpassten Chancen, Gelegenheiten, die einem neue Horizonte und erregende, noch nie vorher erklommene Gipfel beschert hätten. Und wenn man wieder freie Bahn hat, stellt man fest, dass es all das garnicht gibt. Das nennt sich wohl "Ironie des Lebens".
Kurzum: mir fehlt die sexuelle Abwechslung, die Erfahrung fremder Haut, die erregende Reise einer Neuentdeckung, der Duft und der Geschmack von Lust, mir fehlt der Sex! Seit der Trennung (und schon eine Weile davor) hatte ich nur noch Sex mit meiner mir eigenen besseren Hälfte, meiner quasi angetrauten, rechten ...
... Hand.
Hatte ich es schon erwähnt? Es nervt!
Nun sitze ich wieder zuhause, nachdem ich mir eingestehen musste, dass ich die selben bekannten Gesichter nicht mehr sehen, und deren ewig gleiche, abgedroschenen Phrasen und Pseudodiskussionen nicht mehr hören konnte. Klar, das hätte ich mir denken können, bevor ich auf die Bahn bin. Aber wie jedes Wochenende habe ich mir eingebildet, dass sich vielleicht eine gute Gelegenheit ergeben wird, etwas weibliches aufzureißen. "Ja, klar!", verhöhne ich mich selbst. "Ich bin ja auch so ein prächtiger, vom Erfolg verwöhnter Aufreißer!"
Tatsächlich ist mein Misserfolg bei Frauen sozusagen legendär, und in der Clique wird man nicht müde mir vorzuhalten, ich würde es noch nicht mal schaffen, eine Frau abzuschleppen, wenn sie mir mit laszivem Blick, leicht gespreizten Beinen und einem feuchten Fleck im Schritt gegenüber säße. "Na, danke, ihr Minuskumpel!", ist meine immer gleiche Antwort auf solcherlei Zoten. Das Problem ist nur: sie haben recht. Und dieser Umstand macht es annähernd unmöglich, an der Asexualität meines Privatlebens etwas zu ändern. Erschwerend kommt hinzu, dass ich mir geschworen habe, nie zu einer Prostituierten zu gehen. Ich bin kein Moralapostel. Wenn Gewerbliche nicht für das Vergnügen von Männern in meiner Situation da sind, dann weiß ich auch nicht. Aber ich habe schlicht keinen Bock drauf. Ich habe die vielleicht naive, aber festgefahrene Meinung, dass ich richtig guten Sex nur mit einer Frau genießen kann, die ...