To Bi or not to Bi
Datum: 06.12.2017,
Kategorien:
Schwule
... geil auf mich, oder zumindest auf ein bestimmtes Teil von mir ist, und nicht nur auf meinen Geldbeutel. "Unausgelastete, nymphomane Hausfrau sucht Abwechslung" Ja, natürlich!
Bevor ich mir von einer Frau einen blasen lasse, die ihre routinierten Bewegungen aus einem berstenden Erfahrungsschatz entsafteter Männlichkeit abruft, und der Dollarzeichen in den Augen blitzen, während mein Schwanz zwischen einem ihrer Lippenpaare steckt, besorge ich es mir lieber weiter selbst. Das ist billiger und führt zum gleichen Ergebnis.
Und so sitze ich da und sinniere über Auswege aus der Misere.
Aus einer dunklen, verstaubten Kammer eines lange brach liegenden Teils meines geistigen Archives vernehme ich ein leises Klopfen. Ich ignoriere es geflissentlich.
Meine Gedanken kreisen um die immer gleichen Optionen, die sich allesamt bereits als Sackgassen erwiesen haben.
Das Klopfen wird lauter. Nein, danke. Kein Interesse.
Mir schwant, welcher längst vergessene, oder besser gesagt, verdrängte Abschnitt meines sexuellen Lebenslaufs um Beachtung buhlt. Aber es passt einfach nicht mehr, ein Kapitel aus den gesammelten Werken der Jugendsünden, ein Fehltritt. Na gut, mehrere Fehltritte.
Lauter, fordernder. KLOPF KLOPF KLOPF!
Leicht genervt und angesäuert reiße ich die virtuelle Tür in meinem Oberstübchen auf und sehe mich den Erinnerungen gegenüber, die ich Jahre, nun bald Jahrzehnte weggesperrt und versiegelt hatte. Und nun, da das Siegel gebrochen ist, hagelt es auf mich ...
... nieder. Flashbacks und Bilder, die es in dieser Lebendigkeit und Intensität nach all den Jahren eigentlich nicht mehr geben dürfte. Bilder, Nacktbilder von mir und anderen Männern. Ich schließe die Augen, will das nicht. Sie sind mir unangenehm, widersprechen dem, was ich sein will, was ich bin, dem, was ich in prächtiger homophober Stammtischmanier in den letzten Jahren von mir gegeben habe. Ich hatte das Thema abgeheftet, zugeklappt und in dem Raum, der für die sprichwörtlichen Leichen im Keller vorgesehen war, in der letzten Ecke verstaut.
Irgendwas in mir scheint nicht meiner Meinung zu sein und projeziert immer neue Sequenzen gegen die schwarze Leinwand meiner geschlossenen Lider. In blitzsauberem 3D, Dolby Surround und, als besonderen Gimmick, mit all den Emotionen und Eindrücken, die mir meine Sinnesorgane damals wie heute zur Verfügung stellen können.
Ich reiße die Augen auf, will dem Flimmern dieser speziellen Spätvorstellung meines Kopfkinos ein Ende bereiten. Mein Herz pocht. Ich schaue mich verlegen um, wie ein Betrunkener, der sich an der Bar ein halbes Glas Bier über das Hemd gekippt hat, und der prüfen will, ob jemand Zeuge dieses peinlichen Momentes wurde. So ein Blödsinn! Ich bin alleine und zuhause, wer sollte mich beobachtet haben. Von der eigenen Dämlichkeit noch peinlicher berührt, lasse ich mich in das Rückenpolster meines Sofas fallen. Ich spüre meinen Puls. Zu meiner Überraschung nicht nur in der Brust, sondern auch in meinem stramm stehenden ...