Die halbe Wahrheit
Datum: 14.04.2020,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
... Zwischenstopp.
Mein schweres Atmen veranlasst eine vermutlich nette Dame, mich zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Ich nicke, brauche etwas zu lang um „Alles okay" zu sagen und realisiere, dass ich an eine Tiefkühltruhe gelehnt vor einer fremden Frau auszulaufen drohe. Ich habe die Hälfte des Einkaufszettels abgearbeitet und muss sofort nach Hause.
Nach wiedererlangter Zurechnungsfähigkeit frage ich mich, warum Phil mir so etwas kauft. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich Ulf damit wenigstens zu einer unspektakulären Nummer animieren könnte. Das entspräche meinem Anliegen aber nicht meiner Vorstellung von einer dauerhaften Lösung. Und wenn Phils Lösung ganz anders aussieht und gar nichts mit Ulf zu tun hat? Ich verwerfe den Gedanken, weil die Vorstellung, damit falsch zu liegen und in diesem Nichts vor ihm zu stehen, schon peinlich genug ist.
Bluse und Minirock empfinde ich als haustauglich, den Perlenstring darunter auch. Als Phil nach Hause kommt, verschwindet er gleich in seinem Zimmer. Ich bin die personifizierte Ungeduld, warte aber, bis er schließlich zum Abendessen erscheint. Er sieht mich kaum an, weil er weiß, dass ich sein Geschenk gefunden habe. Nachdem ich mich dafür bedankt habe, wird er ein bisschen rot, hofft aber ausdrücklich, dass es mir gefällt.
„Und ob. Ich war damit einkaufen."
Er sieht mich mit großen Augen an, isst aber weiter, weil ich es auch tue.
Mangels Action und Kultur im Fernsehen landen wir mit je einem Buch auf der Couch. ...
... Ich habe fast das ganze Buch und das halbe Glas Wein hinter mir, bei Phil ist das umgekehrt. Er geht sein Glas auffüllen, ich verzichte vorerst auf Nachschlag.
„Ich musste nach der Hälfte der Einkaufsliste aufgeben", knüpfe ich ans Abendessen an.
Ich kichere albern, weniger, weil ich ihm das gesagt habe, eher, weil ich mich daran erinnere.
„Aber ich nehme an, dein Geschenk gilt primär der Verführung deines Vaters."
„Nein, die Rezensionen klangen, als könntest du damit ... es soll sich angeblich ganz nett anfühlen ... also ... ein bisschen Spaß schadet ja nicht."
Es kommt mir vor als seien das schon mehr an mich gerichtete Gedanken als Ulf in den letzten zwei Jahren zustande gebracht hat. Auf die Idee, er könnte es genau aus dem Grund und wirklich nur für mich gekauft haben, wäre ich nicht gekommen. Wohl auch, weil ich von Ulf ausging.
„Warst du in dem Outfit einkaufen?".
„Japp", antwortet mein auf dem Rücken durch den Rotwein kraulendes Ego, „plus weiße High Heels. Ein paar Blicke habe ich wohl kassiert."
„Kein Wunder."
Ich finde es äußerst unfair, wie zwei einfache Worte auf dem Weg von den Ohren bis zum Bewusstsein den Weg einmal durch den gesamten Körper nehmen, die Durchblutung einzelner Organe regulieren und sich daran festklammern können. Mein Protest wird ignoriert, ist allerdings auch nur halbherzig..
„Die Schuhe sind der Hammer", stelle ich fest, „aber eine ganz schöne Tortur für die Füße."
„Kann ich mir vorstellen."
Na gut, mit ...