1. Hot Stallion 01


    Datum: 03.04.2020, Kategorien: Schwule

    1
    
    Ich war damals Student auf der Suche nach Anschluss. Lang und schlank, skinny wie meine Jeans, schwarze Haare, Ohrstecker und Piercing im rechten Nasenflügel. Über Nick, meinen WG-Mitbewohner, hatte ich vom Club gehört. „Hot Stallion", stand auf dem Kärtchen, das er mir gegeben hatte. Darunter eine Telefonnummer.
    
    „Scheint ein Lederclub zu sein", sagte er. „In zwei Wochen findet da eine Black Leather Night statt." Er weiß, dass ich schwul bin und außerdem auf Leder stehe. In einer WG lässt sich das sowieso nicht geheim halten. Und warum auch? „Im Casino lag ein ganzer Stapel davon auf dem Tisch und ich musste an dich denken. Wär vielleicht einen Versuch wert, was meinst du?" Er grinste.
    
    „Okay, danke jedenfalls." Es klang eher abweisend, aber innerlich war ich wie elektrisiert. Ich legte das Kärtchen auf meinen Schreibtisch und starrte es immer wieder an. Hot Stallion. Ein paar Mal war ich nahe dran, die Nummer zu wählen, dann tat ich es doch nicht.
    
    Die Tage vergingen. Es wurde Freitagabend und ein freies Wochenende stand bevor. Was konnte ich verlieren? Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und tippte die Nummer ein. Es klingelte. Einmal, zweimal. Ich beendete den Anruf. Pause, durchatmen.
    
    Dann noch mal von vorn.
    
    „Ja bitte?", meldete sich eine Stimme.
    
    Fast hätte ich wieder aufgelegt. Mein Herz raste. Eine tiefe Stimme, die mich gleich duzte. Ich hörte mich etwas sagen oder besser stottern.
    
    Natürlich kannst du vorbeikommen, sagte die Stimme, dann ...
    ... stelle ich dir den Club vor. Spezieller Dresscode? Nicht beim ersten Mal. Aussagekräftige Jeans oder Lederhose, wenn du hast, damit liegst du auf jeden Fall richtig. Dein Name? Lukas? Gut, Lukas, der nächste Clubabend ist morgen, Samstag, ab neun. Okay?
    
    Okay, ich komme dann also. Mit feuchten Händen legte ich auf. Hatte meine Zusage zu zögernd geklungen? Schon morgen! Und was meinte er mit aussagekräftig?
    
    Eine Lederhose hatte ich übrigens schon. Mit siebzehn hatte ich für einen Jungen aus der Nachbarschaft geschwärmt, unter anderem wegen seiner engen, schwarzen Lederjeans, die ich absolut scharf fand. Später hatte ich mir dann selbst eine gekauft. Aus glattem, schwarz glänzenden Leder. Meine ganzen Ersparnisse waren dafür draufgegangen, aber ich liebte sie und zog sie bei jeder Gelegenheit an.
    
    Der Samstagabend kam. Weißes T-Shirt, Lederhose, Jeansjacke und Sneakers, abschließend kurzer Blick in den Spiegel. Alles Sachen, die ich sonst auch trage. Den Cockring aus Edelstahl, den mir ein Freund geschenkt hatte, steckte ich in die Jeansjacke. Es fühlte sich gut an, ihn in der Tasche zu spüren, er gab mir irgendwie Selbstbewusstsein.
    
    Ich nahm die U-Bahn. Das letzte Stück ging ich zu Fuß. Nach fünfhundert Metern von der Straße ab. Ein grauer Hinterhof, an der Tür ein Schild: Hot Stallion, daneben die Klingel. Ich zögerte. Mein Herz klopfte. Sollte ich da wirklich rein? Im dritten oder vierten Stock über mir ging ein Fenster auf und eine Frau schrie etwas in einer mir ...
«1234...11»