1. Mutterliebe


    Datum: 25.03.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... und hat mir dann vollkommen unerwartet sogar ein Spitzenergebnis eingebracht. Und es verschaffte mir am Ende auch die Einsicht, dass sich der Einsatz für wildfremde Menschen in fernen Ländern für einen selbst lohnen kann. Sicher haben diese Erfolgserlebnisse dazu beigetragen, dass ich auch heute noch aktiver Mitstreiter für amnesty bin, obgleich meine Beziehung zu Sandra schon seit geraumer Zeit beendet ist.
    
    Das Gruppenerlebnis brachte uns beide wie erwartet und von mir angestrebt dann tatsächlich schon nach kurzer Zeit auch persönlich näher. So manche Sitzung endete am Abend in der nächsten Kneipe oder einer nahe gelegenen Pizzeria. Und wenn die Gruppe nur aus ein paar Hanseln besteht, von denen immer einige fehlen, ist man vielfach nur zu dritt oder viert zusammen. Und so kam es nicht selten vor, dass ich mit Sandra den Abend allein verbrachte.
    
    Recht schnell hatte ich erkannt, dass man bei ihr nur aufgrund intensiven Engagements für die Sache landen kann. Und so wurde ich ihr Musterschüler und sozusagen ihr Adlatus. Schon bald zog sie mich in die Vorplanung der Gruppentreffen ein, so dass sich die Zeiten unseres Zusammenseins noch einmal verlängerten. Am Ende mögen es täglich mindestens drei Stunden gewesen sein, die wir zusammen verbrachten. Das verbindet nicht nur in der Sache, sondern führt zwangsläufig dazu, dass man das Denken und Fühlen des Anderen unverfälscht kennen lernt. Die hierbei gemachten Erfahrungen ließen Sandra in meiner Wertschätzung steigen. So ...
    ... bestimmend sie ihre Auffassungen nach Außen hin vorzutragen verstand, war sie doch stets auf Ausgleich bemüht. Es sollte nicht ihre Meinung durchgesetzt werden; ihr kam es letztlich darauf an, dass die Anderen die Auffassung nicht nur verbal teilten, sondern inhaltlich mit trugen. Intrigen oder falsche Versprechungen waren ihr fremd. Sie war tatsächlich so aufrecht im Wort und in der Tat wie sie es äußerlich über ihre Kleidung und ihre Gestik zeigte.
    
    Allerdings dauerte es mehrere Monate, bis ich über das éGeschäftliche' hinaus mehr von ihren persönlichen Lebensumständen in Erfahrung bringen konnte. Das war ein Bereich, den sie wohlweislich immer aus den Unterhaltungen ausklammerte. Manchmal meinte ich schon, sie verheimliche etwas. Sie sei möglicherweise lesbisch, wage sich jedoch nicht sich zu outen. Oder sie habe mit Männern in der Vergangenheit so schlechte Erfahrungen gemacht, dass sie diesen Bereich ganz aus ihrem Leben verdrängen wolle. Zwar wusste ich schon nach kurzer Zeit, dass sie allein in einem Ein-Zimmer-Appartement am Rande der Stadt wohnt. Mir fehlte indes jede Vorstellung, wie wohl ihre Wohnung ausgestaltet sei und was sie in der verbliebenen freien Zeit unternehme. Vielleicht - geht es mir heute durch den Kopf - hätte ich sie damals direkt danach fragen sollen. Heute weiß ich, dass sie mir sicher geantwortet hätte.
    
    Die plötzliche Wende ergab sich dann bei einem meiner eher sporadischen Besuche im örtlichen Hallenbad. Die Wintertage waren nun kurz und vor ...
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