1. Erinnerungen 01


    Datum: 18.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... benötigt hätte, sie war nicht an ihn gerichtet gewesen. Es war einfach eine Entschuldigung für sie selbst gewesen, etwas, was sie benötigte, um sich von ihren quälenden Gedanken zu befreien.
    
    Sie setze ein Lächeln auf, welches jedoch einen verbitterten Unterton nicht verbergen konnte. Das Lächeln hatte sie auf den Lippen weil es sich gehörte, dass man zu einem mehr oder weniger Fremden freundlich war, er spürte jedoch überdeutlich, dass es rein gar nichts damit zu tun hatte, wie sie sich wirklich fühlte. Es hinterließ bei ihm einen bitteren Nachgeschmack, der ihn dafür strafte diese Frau anfangs so verachtend betrachtet zu haben. Gerade rechtzeitig, bevor er sie gebeten hätte endlich diesen aufgesetzten Gesichtsausdruck abzulegen, ließ sie ihr Lächeln wieder fallen, von einem Moment auf den anderen schien es wie weggewischt, als wäre es nie dagewesen.
    
    Um der aufkommenden gedrückten Stimmung ein wenig entgegenzuwirken begann er nun seinerseits wieder, etwas von sich zu erzählen. Warum er das tat, war ihm nach wie vor ein Rätsel, aber Daria hatte sich irgendwie als würdig erwiesen. Vielleicht waren die meisten seiner Vorurteile gegen Waldläuferinnen doch nicht immer die volle Wahrheit gewesen, bevor er jedoch darüber nachdachte, begann er lieber zu reden:
    
    „Das Ende meiner Ausbildung kam schneller, als es mir lieb war. Da ich schon von meiner sehr frühen Kindheit an in der Akademie gelebt hatte, schaffte ich es meine Ausbildung im zarten Alter von 20 Jahren ...
    ... abzuschließen. Im Gegensatz zum normalen Abschlussalter von 23 war das damals etwas wirklich Ungewöhnliches.
    
    Wie in der Ausbildung üblich, übernimmt die Akademie alle Kosten und der Schüler zahlt diese mit seinem späteren Einkommen wieder zurück. So wurde auch ich als frisch ausgebildeter Heiler in die Welt hinausgeschickt, mit einem Schuldenberg, der bei Manchen wahrscheinlich einen Herzstillstand verursachen würde.
    
    In den folgenden Monaten musste ich lernen, dass die Aufgabe eines Heilers nicht nur darin besteht, sich um die körperlichen Verletzungen und Krankheiten zu kümmern, sondern er muss sich auch um die verletzten Seelen kümmern, etwas, das man an einer Akademie nicht beigebracht bekommt. Insbesondere dann, wenn mir nichts anderes mehr übrig blieb, als denjenigen, die mich gerufen hatten, zu sagen, dass mein Patient entweder bereits tot war oder man nichts mehr für ihn tun könne war dies besonders schwer.
    
    Kannst..." Er stockte. Eigentlich war sie nach wie vor eine Frau, die weit über ihm stand, er hatte sie daher mit IHR oder wenigstens einem unterwürfigen SIE anzusprechen. Es war mehr als respektlos sie einfach so auf dieselbe Ebene zu stellen wie ihn. Es war ihm nur eben irgendwie... passend erschienen. Sie beide teilte nicht mehr die riesige Distanz, die sich bei so einer Anrede immer aufzubauen schien. Außerdem hatte sie sich ihm mit dem Vornamen vorgestellt, wie man es in einer Taverne wie dieser hier immer tat.
    
    Sie bemerkte sein Stocken und hielt ihn mit einem ...
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