1. Erinnerungen 01


    Datum: 18.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... überlebenswichtige Fertigkeiten. Bis ich 14 war, bekam ich jedoch keinen einzigen Mann zu Gesicht, ich war in dem Glauben erzogen worden, man brauche nur sich selbst, jedes Vertrauen auf andere war eine Abhängigkeit, die man so schnell wie möglich abzulegen hatte..."
    
    Sie hatte einfach angefangen zu erzählen, mit jedem ihrer Worte schwang eine nicht zu leugnende Melancholie mit. Hinter ihren Worten verbarg sich mehr, als sie zugeben wollte, vielleicht auch als sie sich selbst eingestand. Dennoch, sie löste etwas in ihm aus, was er geglaubt hatte nie mehr fühlen zu können. Auf eine ganz bestimmte Weise schien sie zerbrechlich, zart...
    
    Wie automatisch führte er das Bierglas, welches er aus irgendeinem Grund die ganze Zeit mit einer Hand festgeklammert gehalten hatte an seine Lippen, um einen Schluck daraus zu nehmen. Erst als seine Lippen das kühle Glas berührten, merkte er, dass der Durst nicht seine eigentliche Absicht war, sondern eher eine Form des Versteckens, der Versuch, Emotionen jeglicher Form zurückzuhalten, sich dazu zu ermahnen, dass sie vielleicht nur eine weitere hochnäsige Person war, die sich bald darüber lustig machen würde, dass er begann ihr zu vertrauen. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass es sich um die reine Wahrheit handelte und sie eigentlich genauso eine Suchende war wie er. Auf der Suche nach Geborgenheit und innerer Ruhe.
    
    Würde er aus Mitgefühl über jedes Schicksal, welches er mitbekam, oder auch welches direkt oder indirekt durch ...
    ... ihn verursacht wurde, jede Woche eine Träne vergießen, könnte er damit wöchentlich seinen eigenen Bierkrug füllen. Und damit meinte er pontianische, die selbst die meisten Trinker für einen kompletten Abend beschäftigen würden, vorausgesetzt natürlich, sie kamen nicht aus Pontia. Trotzdem schaffte es seine Gesprächspartnerin seine Gefühle zu erreichen, eine Tatsache, der er zwar nicht abgeneigt gegenüber stand, aber in einem Winkel seines Verstandes meldete sich zurecht das Misstrauen. Wie ein Junge schob er seine Bedenken jedenfalls für eine Zeit lang einfach in den Hintergrund.
    
     Er schien sie eine halbe Ewigkeit durch das Glas hindurch anzustarren, während er sie mit seinen Augen einer mehr als unschicklichen Betrachtung unterzog. Ihre Brüste waren durch ihre Kleidung gut verborgen, einige Falten an der richtigen Stelle verhinderten, dass man mehr als das bloße Vorhandensein erkennen konnte. Es ließ sich jedoch auf etwas Ansehnliches setzen, denn ihre Taille war mehr als nur ein paar Fingerbreit schmaler, bevor sie in ihrer Hüfte endete. Der Tisch verhinderte weiter gehendere Betrachtungen, er konnte sich jedoch mitnichten beschweren, schließlich war sie nicht hier, um sich ihm zu präsentieren, weshalb er sein Glas schließlich ein wenig zu unkonzentriert absetzte, so dass ein kleiner Tropfen überschwappte und auf dem Tisch landete.
    
    Nur langsam meldete sich sein Verstand wieder, der ihn eindeutig anwies, sich möglichst schnell zu entfernen. Es würde nur Schwierigkeiten ...
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