1. Erinnerungen 01


    Datum: 18.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... töten und die wertvollsten Waren mitzunehmen. Dieser Händler war der Vater, von dem ich den Auftrag bekommen hatte, seinen Sohn zu ihm zu bringen. Ich wollte ihn über den Tod seines Sohnes anlügen und nun war er selber tot. Ob er ein guter Vater war, der eigentlich nur seinem Sohn ein gutes Leben bescheren wollte weiß ich nicht, genauso wenig warum er alleine vor der Stadt unterwegs war. Das Einzige, das mir noch übrig blieb, war wieder in das Dorf des Sohnes zurückzukehren und ihm von dem Schicksal seines Vaters zu erzählen.
    
     War es Schicksal? Ich habe mich an den Gütern eines Toten bereichert, denn der Sohn bestand darauf, dass ich einen Teil des ehemaligen Besitzes seines Vaters behalte. Ich hätte ihm schließlich ein freies Leben geschenkt. Wahrscheinlich hält er mich für den Mörder seines Vaters und hat mich dafür bezahlt und ich unternahm nichts um diesem Eindruck entgegen zu wirken.
    
    Ein ausgelöschtes Leben für das Glück von zwei anderen. Ist das Gerechtigkeit?"
    
    „Nein.", beschied sie, ihre Stimme hatte jedoch einen traurigen Unterton und er verfluchte sich bereits dafür, ihr dies erzählt zu haben. Es war genug, wenn er mit diesen Problemen zu kämpfen hatte, sie hatte mit all dem nichts zu tun.
    
    Sie wünschte sich bestimmt einen Gefährten, der sie glücklich machte, der ihr die Freude des Lebens zeigen konnte, ihr das geben konnte, was ihr gebührte. Er hingegen tat nichts weiter als Geschichten aus seinem ohnehin bereits verwirkten Leben zu erzählen. Das ...
    ... Einzige, wozu er im Moment die Möglichkeit hatte, war sie zum Lächeln zu bringen, ihre Reise erträglich zu machen. Sein erster Versuch war gründlich misslungen.
    
    „Nein, es ist nicht gerecht. Es ist aber der Lauf des Lebens, den sich der tote Händler ausgesucht hat, ob nun freiwillig oder nicht. Wir können Vergangenes nicht rückgängig machen. Du musst nur vor dir selbst Rechenschaft ablegen, der Tod des Händlers wurde nicht durch deine Hand verursacht. Gerechtigkeit existiert nur dort, wo wir sie uns wünschen und alles Andere vergessen."
    
    Sie sah ihn mit einem müden Lächeln an. Ohne dass er etwas getan hätte, verschwand jedoch der müde Unterton und wurde zu einem fröhlichen. „Akzeptiere die Gegenwart wie sie ist und sieh das Schöne in ihr, die Vergangenheit sollte auch vergangen bleiben."
    
    Ihr Selbstvertrauen war bewundernswert. Sie hatte davon gesprochen beinahe jeden verloren zu haben, schaffte es aber dennoch dem vor ihr liegenden mit Hoffnung entgegen zu treten. Diese Kraft hätte er auch gerne gehabt, doch im Gegensatz zu ihr brachte er es nicht fertig, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Sie verfolgte ihn Tag und Nacht, bei Gelegenheit würde er sie vielleicht fragen, woher sie ihre Selbstsicherheit nahm. Für den Moment aber war es wahrscheinlich besser das Thema auf sich beruhen zu lassen.
    
    Ihm fiel ein, dass er immer noch nicht viel Genaueres über Darias Vergangenheit wusste, außer dass sie ebenso wie er viel getötete hatte und das sie nun auf der Suche nach ihrem Bruder ...
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