1. Der Koenig von Weissfels 01


    Datum: 02.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... weichen, weil sie angsteinflößend war. Immerhin kannte ich die Reaktionen, die ich hervorrief. Das Gefühl wollte ich dieser "Hexe" nicht geben. Vorallem dann nicht, wenn sie nur noch einen Tag zu leben hatte. Ich wollte freundlich sein. So, wie ich es mir wünschte, dass man zu mir freundlich ist.
    
    "Hilf mir" zischte sie wie eine Schlange und beugte ihren Kopf zu mir.
    
    "Wenn du mir hilfst, mich losmachst, mache ich dich zum König!"
    
    Mich zum König machen? Das war doch lächerlich. Dennoch war ich beeindruckt von ihrer Stimme und ihren leuchtend grünen Augen.
    
    "Ich erfülle alle deine Wünsche. Selbst jene, von denen du gar nicht wusstest, dass du sie hast"
    
    Ich stand erstarrt vor ihr und dachte nach. Ich glaubte ihr nicht. Nicht, weil sie unglaubwürdig war, sondern weil ich nicht an die Märchen glaubte. Ich glaubte nicht, dass sie eine Hexe war. Und damit stand ich vor einem Dilemma. Wenn sie keine Hexe war, könnte ich damit leben sie an diesem Scheiterhaufen unschuldig sterben zu sehen obwohl ich ihr hätte helfen können?
    
    Und wenn sie doch eine Hexe war... Welche Macht hätte sie? Könnte sie mich von meinem Leiden erlösen?
    
    Egal, wer oder was sie war; sie sah mich nicht an wie ich es gewohnt war. Sie hatte keine Angst oder Abneigung von mir. Vielleicht könnte ich sie als einen Freund gewinnen? Als meinen wohl ersten seit Jahrzehnten...
    
    Ich entschied mich dazu ihr zu helfen. Ich wollte ihr die Fesseln an ihren Händen losmachen, als sie mich ...
    ... unterbrach.
    
    "Warte. Bevor du mich losmachst: bring mir einen Bündel Mutterkraut und das Fell oder das Blut eines Tieres. Egal welches"
    
    Ich war irritiert. War sie doch eine Hexe?
    
    Ich wusste nicht mehr ganz warum, aber ich gehorchte ihr. Ich lief sofort zu meinem Schlafplatz und schnitt einen Teil des Kaninchens ab. Das Mutterkraut besorgte ich auf einer Wiese in der Nähe. Ich hetzte wieder zurück zu ihr und zeigte ihr meine Mitbringsel.
    
    "Gut. Jetzt mach mich los"
    
    Ich öffnete ihre Fesseln und half ihr sich vom Kreuz zu lösen. Sie schaute mir in die Augen und baute sich vor mir auf. Sie war größer als ich und obwohl ich Angst hatte, blieb ich standfest und brach den Blickkontakt nicht ab. In diesem Moment entschied sie sich wohl dafür, dass ich würdig war.
    
    Wir flohen zusammen aus der Burg. Es gab niemanden, der sich besser in den Gassen kannte als ich. Nur einen kurzen Moment nachdem ich sie befreit hatte, wurde die Posaune geblasen und die Jagd nach uns eröffnet.
    
    Ich hatte Angst aber ich fühlte mich großartig. Zum ersten Mal waren meine Fähigkeiten und Kenntnisse einem anderen Menschen vom Nutzen. Die Hexe war sichtlich beeindruckt als ich sie Stück für Stück aus der Stadt lotste.
    
    "Wir müssen es nur bis zum Wald schaffen" sprach sie ängstlich.
    
    Ich führte sie zu einem Mauerstück, das beschädigt war. Ich half ihr über sie Mauer zu klettern, da die Stadttore sicherlich abgeschottet wurden.
    
    Wir flohen über das freie Feld und hier offenbarten sich meine Schwächen. Ich war ...
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