1. Der Koenig von Weissfels 01


    Datum: 02.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    Ich wachte mitten in der Nacht auf, als ich eine starke Gänsehaut bekam. Ich fror. Es war eine wirklich kalte Nacht und die Lumpen, die ich als Decke auf meinen Strohhaufen benutzte, wärmten mich nicht. Sofort erschrak ich. Es war sehr kalt, beinahe frostig. Wenn ich die Nacht durchschliefe, vorausgesetzt ich würde sie überleben, wären schon morgen alle Brunnen zugefroren. Meine Möglichkeiten sonst an Wasser zu kommen wären stark eingeschränkt. Ich war nämlich nur ein armer Bettler an der Burg von Weißfels, dem schon als Kind die Zunge herausgeschnitten wurde, als ich es wagte den König zu beleidigen. Meine Kommunikation beschränkte sich auf Gesten und meine optische Erscheinung verschreckte die meisten Menschen. Ich wusste gar nicht mehr wie alt ich war. War ich 20 Jahre alt oder schon 25? Ich fühlte mich nämlich schon viel älter. Seit ich ein kleiner Junge war, lebte ich auf der Straße, nachdem meine Mutter, eine Hure vom Beruf, eines nachts auf der Straße erfror. Für mich gab es also keine Chance. Ich konnte mich weder richtig verständigen, noch hatte ich Verwandte oder andere Leute, die sich mir erbarmten und mir halfen. Als ich beim Stehlen eines Brotes erwischt wurde, hackte man mir die rechte Hand ab brach mir die Knie. Ich wäre damals fast gestorben, aber irgendwas ließ mich überleben. Seitdem lebte ich vom Tag zu Tag, suchte im Wald nach etwas essbaren. Als Knecht wollte mich niemand haben - wer möchte denn auch einen humpelnden Jungen mit nur einer Hand und ohne ...
    ... der Fähigkeit zu sprechen?
    
    Die Jahre gingen vorüber, in denen ich verstoßen und misshandelt wurde. Mein ganzer Körper war übersäht von Narben, die ich durch Peitschenhiebe bekam. Ich war wahrlich kein schöner Anblick. Aber ich wurde auf der Burg geduldet - das war auch der Grund warum ich nicht fortging. Irgendwo anders wären meine Chancen sogar noch schlechter.
    
    Ich wusste also, dass ich unbedigt Wasser holen musste, bevor es gefror. Ich nahm die Lumpen und warf sie über die Reste des Kaninchens, das ich gestern gefangen und gegessen hatte. Wenn auch dieses zufror, wäre es morgen um einiges schwieriger es zu essen oder das Fell abzuziehen.
    
    Ich ging also zum einzigen öffentlichen Brunnen, an dem ich noch erwünscht war. Ich hatte Glück, das Wasser war noch nicht gefroren. Ich zog also den Eimer aus dem Brunnen, was einem Mann mit nur einer Hand etwas schwer fiel. Ich füllte das Wasser in meinen Trinkbeutel und machte mich auf den Weg zu meinem Schlafplatz unten an der Mauer.
    
    Ich hörte Stimmen und entschied mich einen kleinen Umweg zu gehen. Ich hielt mich nämlich in der Öffentlichkeit zurück, da meine bloße Anwesenheit oft zu Streit führte. Es war nicht selten, dass ich geschlagen wurde. Ich will mich zwar jedes Mal wehren, aber mein verkrüppelter Körper gibt das leider nicht her. Also meidete ich die Mitmenschen. Es war nicht so, dass ich Menschen nicht mochte, ganz im Gegenteil, aber ich wusste welche Reaktionen ich bei ihnen hervorrief. Eigentlich, so war ich mir ...
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