1. Zwischenstopp


    Datum: 30.11.2017, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... bei ihrem Schiff und war kaum zu übersehen mit all den Gebäuden, anders als Ornests kleine Farm, die halb unter Bäumen lag.
    
    Recart zögerte, ihnen entgegenzugehen. Eine unbestimmte Vorsicht hielt ihn zurück ... vielleicht auch etwas Furcht, den historischen Moment zu verderben. An dem Gerät ging eine Art Türe auf und fünf Gestalten traten auf die Wiese. Erleichtert atmete Recart auf. Es waren Menschen, soweit er das auf die Entfernung sehen konnte. Er erkannte zwei Arme, zwei Beine, einen Kopf. Seine Augen waren schon mal besser gewesen, und für eine Brille müsste er bis Granton fahren, drei Tage mit der Eisenbahn. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Liny, Bo, Jon und Alys sich in der Türe drängten. Mit einer Handbewegung wies Recart sie an, zurückzubleiben.
    
    Langsam kamen die Fremden auf Recart zu, der nun langsam Einzelheiten erkannte ... und plötzlich erstarrte, mit einem Erschrecken, das tiefer ging als vorhin, als er zum ersten Mal das Schiff erblickte. Seine Hände und Knie zitterten. Er schaute und schaute und konnte doch nicht glauben, was er sah. Menschen waren sie, daran bestand nicht der geringste Zweifel.
    
    Aber was für welche!
    
    Es waren ... ganz offenbar ... Frauen. Ja, Frauen! Unverkennbar. Denn bis auf eine Art Sandalen und einen breiten Gürtel mit allerhand Gerätschaft daran waren sie splitternackt!
    
    Recart spürte, dass er kurz davor stand, in Ohnmacht zu fallen wie ein junges Mädchen vor ihrem ersten Kuss in der Hochzeitsnacht. Recart wusste, wie ...
    ... eine nackte Frau aussah. In der ersten Zeit seiner Ehe hatten Liny und er ein paar Mal die Sünde der Wollust begangen und sich völlig voreinander entblößt. Dennoch zeigten ihm seine Augen ein Bild, das es einfach nicht geben konnte, eine Schamlosigkeit, die alles übertraf, was selbst die verkommensten Huren in Granton je zur Schau gestellt hatten.
    
    Rein äußerlich waren die Fremden vollkommen menschlich: ein Paar Brüste. Ein spaltförmiges Geschlecht ... gut erkennbar, da die Körper völlig haarlos waren. Drei von ihnen trugen das tiefschwarze Kopfhaar so lang wie eine Frau. Doch damit endeten die Gemeinsamkeiten. Denn diese Frauen waren riesig ... größer und muskulöser als je ein Mann, dem Recart in seinem Leben begegnet war. Obgleich nackt, bewegten sie sich mit lässiger Selbstverständlichkeit. Besonders widerlich wirkten die beiden Kurzhaarigen. Die eine hatte die Haare rundum so weit geschoren, dass nur schwarze Borsten übrig waren, zwischen denen die Kopfhaut durchschimmerte. Die andere hatte ihren Schädel bis auf einen schmalen, weißblonden Kamm völlig rasiert. Mit dieser Frisur sah sie so fremdartig aus, dass Recart fast lieber eines der grünen, glubschäugigen Ungeheuer aus den Weltraumgeschichten auf seiner Türschwelle begrüßt hätte.
    
    Sie blieben im Halbkreis vor ihm stehen und grinsten ihn an. Die in der Mitte ... eine der Langhaarigen ... eröffnete das Gespräch. Sie sprach ein paar kehlige, unverständliche Laute in ein Stück Draht direkt vor ihrem Mund, und gleich ...
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