1. Blutrache Teil 02


    Datum: 23.02.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... ausgemerzt werden.
    
    Selbstverständlich war seine Mutter hocherfreut gewesen, als Geron erwählt wurde. Und im Angesicht des alles enthüllenden Lichtes von Selokur hatte der Junge bei der schmerzvollen Initiation als Novize auch die wahre Göttlichkeit seines Herrn erkannt.
    
    Nur eines machte ihm zu schaffen: Seine geliebte Shadiya sollte eine Kreatur der Finsternis sein?
    
    In langen Gesprächen hatte der angehende Ordensbruder ganz offen mit seinem Abt über seine Bedenken gesprochen. Er verstand, dass die Verlockungen des Fleisches eine Waffe der dämonischen Feinde Selokurs waren, um die Menschen gegen diesen aufzuhetzen. Und er verstand, dass wahre Liebe nur im Herzen lag und körperliche Vereinigung eine unangenehme Notwenigkeit zwischen Eheleuten war, um Kinder zu zeugen, die dem Gott dienen konnten.
    
    Wie alle Menschen war er von Geburt an ein Sünder und nur harte Arbeit, lange Gebete und Disziplin konnten ihn reinwaschen. All das verstand Geron. Doch seine Gefühle für Shadiya waren nicht nur körperlicher Natur. Ohne jeden Zweifel war er sich sicher, dass er die lebenslustige und fröhliche junge Frau von Herzen liebte. Und wenn dieses Gefühl von Selokur entstammte, dann konnte sie keine Kreatur der Finsternis sein.
    
    Auch die Hiebe mit dem Lehrstock, die Geron erhielt, weil er diesen Gedanken nicht zurücklassen konnte und an seiner Verirrung festhielt, schafften es nicht, seinen Geist zu reinigen. Und daher musste er sich fragen, ob er der Bürde der Priesterschaft ...
    ... wirklich gewachsen war.
    
    Wenn es sich wirklich um eine Prüfung des Gottes handelte, dann schien er daran zu scheitern, denn egal wie inbrünstig er betete, sein Geist wollte sich nicht reinigen.
    
    Und zu allem Überfluss kehrten mit jedem vergehenden Tag lebhaftere Erinnerungen an die fleischliche Lust zurück, die er einst so gerne mit Shadiya geteilt hatte. Beinahe hätte er erst am gestrigen Tag aus schierer Verzweiflung Hand an sich gelegt und sich Erleichterung verschafft.
    
    Es war ihm keine Hilfe, dass im Rahmen des Gottesdienstes die Priester den Novizen wöchentlich zur Seite standen. Die Austreibung der Teufelin der Lust schmerzte ihn, wie sie es sollte. Er mochte das Gefühl eines Mannesschaftes in seinem Hinterteil so wenig, wie es erwartet wurde. Doch die Rituale trieben seine Begierden nicht aus.
    
    Tatsächlich schienen sie eher die gegenteilige Wirkung zu haben. Obwohl sie so unangenehm waren.
    
    Erschrocken fuhr Geron aus seinen Gedanken auf, als die Tür zu seiner Zelle sich leise öffnete. Gänzlich unbemerkt hatte er aufgehört, seine abendlichen Gebete zu sprechen, als seine Gedanken abirrten.
    
    Durch die Tür trat ein kleingewachsener Bruder in der einfachen, grauen Robe des Ordens. Immerhin war es wenigstens keiner der Lehrpriester, der ihn gewiss mit einigen Stockhieben bedacht hätte.
    
    Und wieder musste sich der junge Mann für seine Gedanken schämen, denn die Strafe für seine Verfehlungen sollte er eigentlich freiwillig und mit Freuden in Empfang nehmen und nicht ...
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