1. Blutrache Teil 02


    Datum: 23.02.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    Dieser Teil meiner Fantasy-Geschichte enthält möglicherweise Elemente, die Anstoss bei den Anhängern mancher Kirchen erregen könnten.
    
    Jedenfalls hoffe ich das... ;-P
    
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    I.
    
    Als die Sonne gänzlich vom Firmament verschluckt worden war und die Sterne das einzige Licht spendeten, bis der Mond aufging, schlug die Turmuhr der Ordensfestung die Stunde der inneren Andacht.
    
    Die Abendmesse zur Verabschiedung des Tageslichts war vorüber und die Litaneien der Andacht sollten das Licht im Herzen der Priester, Mönche und Novizen erhalten, bis die kleine Sonne der Nacht - der Mond - ihren Herzen wieder Kraft spenden würde.
    
    Und so konnte man Allerortens in den Gängen des mächtigen Bauwerks auf der höchsten Klippe der örtlichen Küste, aus den Zellen die gleichen Worte hören.
    
    „Vergib mir meine Unvollkommenheit. Ich bin dein ergebener Diener.
    
    Meine Sünden und Schwächen liegen offen in deinem göttlichen Licht.
    
    Nur durch dich gewinne ich die Stärke, deinen Geboten zu folgen.
    
    Nur durch dich erhalte ich die Kraft, den Verlockungen zu widerstehen, die mich vom Pfad des Lichts abbringen wollen.
    
    Ich will keine anderen Götter neben dir anbeten, denn du bist das göttliche Licht, das war, ist und sein wird.
    
    Du bist der einzig wahre Gott und Herr der Erde, des Meeres und des Himmels.
    
    Ewig werde ich streben, mich deiner würdig zu erweisen.
    
    Und niemals werde ich die Gebote deiner Priesterschaft missachten, denn versündige ich mich gegen deine auserkorenen ...
    ... Vertreter, versündige ich mich auch gegen dich."
    
    Die Worte des abendlichen Gebets gingen Geron glatt über die Lippen. Seit Monaten studierte er die Litaneien und bereitete sich als Novize auf seinen Eintritt in den Orden vor.
    
    Doch ebenso lange kämpfte der junge Mann auch schon gegen die Versuchung und sie wollte nicht von ihm weichen.
    
    Als der reisende Mönch des Ordens der Priesterschaft von Selokur ihm eröffnet hatte, dass er auserkoren sei, dem Gott zu dienen, war dies kein freudiges Ereignis gewesen.
    
    Bevor man ihn auf den Pfad des Lichts geführt hatte, war der Gott in Gerons Augen nur einer unter vielen gewesen. Und ganz allgemein waren die Götter ihm herzlich egal, denn er war verliebt und stand kurz davor, mit seiner Geliebten fortzugehen.
    
    Natürlich hatte niemand davon erfahren dürfen, denn die Frau, der sein Herz einst gehörte, war eine Außenseiterin mit üblem Ruf. Sie lebte mit ihrem Vater im Wald abseits seines Heimatdorfes und man sagte sich, sie sei die Tochter eines Waldgeistes.
    
    Für Gerons Mutter war allein dieses Gerücht schon ausreichend, um jede Verbindung mit dem Mädchen zu untersagen. Wie immer mehr Menschen in der Gegend hatte sie sich bereits den Gläubigen des Selokur angeschlossen und diesen galten nur die Menschen als natürliche Geschöpfe.
    
    Alle anderen Wesen waren Schöpfungen der dämonischen Widersacher des Gottes. Im Gegensatz zu den Menschen, die auf den Pfad des Lichts geführt werden konnten, wenn sie den Glauben akzeptierten, mussten diese ...
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