1. Tochter der Nacht


    Datum: 03.01.2020, Kategorien: CMNF

    ... der Höhle rannte um den nächsten Bach zu suchen. Nur kurze Zeit irrte ich in dem mir fremden Wald umher bis ich auf eine Lichtung trat die von einem Bach in fast zwei perfekte Hälften geteilt wurde. Ich sprang förmlich hinein und stieß einen spitzen Schrei aus als das kalte Wasser meinen Körper umschloss. Das Wasser verfärbte sich als es sich von meinem Körper entfernte. Lange lag ich so reglos im Wasser und nur mein Gesicht lugte noch aus dem kalten Nass als ich in den Himmel hinauf schaute. Was war mit mir geschehen? , fragte ich mich immer und immer wieder. Ich hatte getötet und das nicht aus Notwehr.
    
    Philius Gesicht tauchte über dem meinen auf und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Er war es, er hatte mich zu dem gemacht was ich nun war und Entsetzen erfüllte mich. Ruckartig setzte ich mich auf und bekam sofort eine Gänsehaut als mir der laue Nachtwind über die blanke Haut blies. Wut bildete sich in mir aufgrund seines Handelns. „Was hast du mit mir gemacht?“, schrie ich ihn an und fing fast augenblicklich wieder an zu weinen. Kleine rote Tropfen liefen mir über die Wangen, fielen in das Wasser und verschwanden mit den Fischen und Flusskrebsen die mich regelrecht zu meiden schienen. „Was hast du aus mir gemacht?“, schrie ich erneut und wurde im gleichen Moment von Schluchzern durchgeschüttelt.
    
    Er blieb still und schaute mich nur an. Schließlich aber teilten sich seine Lippen und er begann sanft zu sprechen: „Ich habe dir ein Geschenk gemacht welches nur den ...
    ... wenigsten vergönnt ist. Siehst du das nicht? Ich nahm dir dein Leben nur um es dir tausendfach zurückzugeben. Du bist keine einfache Evastochter mehr, du wirst ewig leben können.“ Ein Schaudern durchfuhr mich als ich über seine Worte nachdachte. Möglich, dass ich für immer leben würde, aber zu welchem Preis?
    
    Die Nächte vergingen in denen ich lernte den Dämon in meinem Inneren zu kontrollieren. Der Trieb nach Blut war immer noch überwältigend doch sollte er nie wieder die Kontrolle über meinen Körper erlangen. Zu Grausam war die Erinnerung an die Frau mit dem völlig zerrissenen Hals.
    
    Ein Ekelgefühl hatte sich in meiner ersten unsterblichen Nacht gebildet. Mein eigenes Hemd hatte ich voller Abscheu zerrissen, doch brachte ich es nicht über mich die Kleidung meiner Opfer – die auch nur eine kleine Anzahl blieben da ich mich an den Tieren gütlich tat – an mich zu nehmen. So blieb ich wie ich war, bar jeglichen Stoffes. Philius brachte mir nächtlich Kleidung mit doch musste ich nur einmal kurz daran riechen um zu erkennen, dass sie den Geruch des Todes in sich trugen und lehnte seine Geschenke ab. Er wurde von Nacht zu Nacht zorniger aufgrund meines Verhaltens. „Es liegt in der Natur unseres Wesens, Josephine“, begann er eines Nachts seine Predigt über unsere Gattung der Unsterblichen, „Wir leben von dem Lebenssaft der Menschen und es ist unser Recht uns zu nehmen was sie nach ihrem Ableben nicht mehr benötigen. Sei es nun ihr Geld, ihre Kleidung oder ihr sonstiges Hab und Gut. ...