1. Ponyhof 01


    Datum: 30.12.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... Mannsbild.
    
    Er musterte sie intensiv, ignorierte ihre ausgestreckte Hand, um dann kurz zu kommentieren: "Alle Sekretärinnen der Geschäftsführung in der Schweiz tragen ausschließlich feminine, elegante Kostüme..."
    
    Dann wandte er sich an ihren bisherigen Chef: "Sie wollten mir noch die Leute in der Buchhaltung vorstellen."
    
    Sie blieb wie vom Donner gerührt stehen, als die beiden wieder auf den Flur gingen. Sie dachte bei sich ‚Was für ein arrogantes Arschloch!'
    
    Bis zum Nachmittag bekam sie keinen der beiden zu sehen. Dann erschien als erster ihr bisheriger Chef mit einem Riesenstrauß von gelben Rosen mit blauen Kornblumen, den er ihr als Dank für die Zusammenarbeit überreichte. Sie war zu Tränen gerührt, als er sich mit den Worten verabschiedete, dass er wohl kaum wieder eine so kompetente Sekretärin in der Schweiz finden würde, mit der er sich auch mal im Hamburger Platt unterhalten könnte.
    
    Umso kälter war die Dusche, als dann später kurz vor Feierabend Herr Dr. von Hippo hereinkam und als erstes ohne Begrüßung nach den Sicherungsdateien für die vertrauliche Korrespondenz fragte, die nicht ganz vollständig dokumentiert waren. Er war sehr versiert im Umgang mit Computern. Er merkte neben den unvollständigen Dateien auch sofort, dass sie privat ein Chat-Programm benutzte, wobei private Internetnutzung in der Firma verboten war.
    
    Er sagte aber kein Wort dazu, sondern musterte sie nur ostentativ mit einem seltsamen Ausdruck in seinen Augen von oben bis unten, bevor ...
    ... er wieder in der EDV-Abteilung verschwand. Seine Art flößte ihr eine unbestimmte Angst ein.
    
    DIENSTAG - SEIN ERSTER ARBEITSTAG
    
    Am nächsten Morgen wählte sie eine elegante, cognacfarbene Strumpfhose und achtete sorgfältig darauf, wie ihr knielanger, dunkelgrauer Kostümrock saß. Über der weißen Bluse zupfte sie die Jacke in eine gute Passform. Ihre Lederschuhe mit einem relativ kleinen Absatz brachte sie auf Hochglanz. Sie frisierte sich sehr sorgfältig und kontrollierte ihren Anblick im Spiegel. Im Bürogebäude angekommen, zog sie im Fahrstuhl noch einmal ihre Lippen nach.
    
    Als sie die Tür zu seinem Büro öffnete, stand ihr neuer Chef schon vor ihr: "Sie kommen spät. Ich fange bereits um halb acht Uhr zu arbeiten an - und ich erwarte, dass meine Sekretärin vor mir da ist...!"
    
    Dieser unerwartete Empfang verstörte sie noch etwas mehr, sie murmelte überrumpelt: "Von morgen an ab, Herr Doktor..."
    
    Sie spürte, wie er ihr hinterher blickte, als sie sich zu ihrem Schreibtisch begab. Es war ihr klar, dass die Schweizer Zentrale nur bedingt mit der hiesigen Hamburger Vertretung zufrieden war. Die Zuverlässigkeit und Innovation waren nicht gut angesehen, ebenso waren die finanziellen Ergebnisse von Jahr zu Jahr schlechter geworden. Die Zentrale erwartete wohl von dem neuen Mann ein härteres Durchgreifen und eine Anpassung der gesamten Prozesse, was wohl nicht ohne Stellenabbau gehen würde.
    
    Zur Mittagszeit wurde das noch deutlicher, als er die ‚lange' Mittagspause von einer ...
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