1. Schlaflos in Munich


    Datum: 12.12.2019, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus

    ... sollte.
    
    Ängstlich wartete er sein Schicksal ab, nicht ahnend, dass es so schlimm für ihn gar nicht werden sollte.
    
    Yasemin Idriz, ihres Zeichens Store- and Economic-Development-Managerin einer großen Bekleidungskette, sortierte gerade lustlos in den Kabinen zurückgelassenen Kleidungstücke, als ein laut ertönender Knall, direkt vor ihrem Laden, ihr mit einem Schlag die Vorfreude auf den nahenden Feierabend nahm und Angst ihr Herz erfüllte.
    
    Die Scheibe der gegenüber liegenden Parfümerie war eingeworfen worden.
    
    Sie trat verunsichert nach Draußen. Irgendjemand schrie, heilloses Chaos herrschte auf der Kauferinger und der immerwährende Strom aus Shoppingtouristen versiegte.
    
    Ein Sparschälerverkäufer bekam es mit der Angst zu tun und packte seinen Stand in Windeseile ein. Eine indianische Panflötenband kreuzte hektisch den Weg einem schnatternden Kollektiv arabischer Urlauber, es dauerte nur Minuten, gefühlt Sekunden, dann herrschte gespenstische Stille in der Fußgängerzone.
    
    Täuschte sich Yasemin oder war das nur die Ruhe vor einem (noch) unbekannten Sturm?
    
    Da klopfte ihr plötzlich jemand auf die Schulter. Erschreckt drehte sie sich um.
    
    Vor ihr stand ein elegant unelegant aussehender Mittfünfziger mit karierter Baskenmütze, Bundfaltenhosen und einer Herrenhandtasche.
    
    In der Hand hielt er die arg zerknitterte Ausgabe des "Wachturms" von vor zwei Wochen.
    
    "Nein, ich will nicht über Gott und die Welt reden!", rief Yasemin barsch.
    
    Der Fremde stutzte. Er ...
    ... runzelte seine faltige Stirn und überlegte, dann begann er zu lächeln: "Aber junges Fräulein, nichts liegt mir ferner. Ich verwende besagtes Printprodukt lediglich als Poliertuch für meinen Motorroller. Und dieses Prachtstück hier - ", er deutete auf die Titelseite des Magazins auf dem eine arg kitschige Malerei mit Jesus samt Dornenkranz abgebildet war, " - lag herrenlos auf einer Bank vorne am Frauendom!"
    
    Yasemin entschuldigte sich hastig und so kam der Fremde dann auch auf den eigentlichen Grund seiner Kontaktaufnahme zurück: "Wissens sie, junge Frau, man hört schlimme Dinge aus Giesing von dieser Demonstration, und jetzt auch noch des Schaufenster! Ich wollt' sie nur warnen!"
    
    "Warnen vor wem?", fragte Yasemin etwas unkonzentriert.
    
    "Na von diesen Feymarn-Frauen oder wie die heißen....", haspelte der Mann.
    
    "Vor denen habe ich keine Angst", antwortete Yasemine selbstbewusst.
    
    "Ich bin übrigens der Hans Welschbrunner", er wollte ihr die Hand geben, verfehlte aber, da Yasemine keine Anstalten machte, sein Ziel und wich peinlich berührt einen Schritt nach hinten. Was wollte dieser alte Mann nur?
    
    Etwas pikiert drehte sie sich in Richtung Geschäft, im festen Entschluss jetzt sofort ihren Mantel zu holen, um danach, am besten noch vor acht, zur S-Bahn zu kommen.
    
    "DAS GIBT ES DOCH NICHT!", brüllte Kiesgruber in sein Mobiltelefon, Marke BenQ.
    
    "WIR, die Bajuwaren, haben aus unserem schönen Land schon so viele rausgeschmissen: Die Hunnen, die Mongolen, die Römer ...