1. Schlaflos in Munich


    Datum: 12.12.2019, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus

    ... Geheimplan übermittelt!", sprach Faltlhauser geschäftig. "Sie wollen über die Innenstadt zur Residenz gelangen und dann die Staatskanzlei sowie das Maximilianeum stürmen!"
    
    "Falthauser, das müssen sie verhindern! Der bayerische Landesvater ist noch lange nicht geschlagen!", intonierte der Ministerpräsident pathetisch. "Tun sie alles Erdenkliche, was ihre Kompetenz erlaubt. Und jetzt entschuldigen sie mich, ich muss ein paar Anrufe tätigen!", mit diesen Worten beendete Kiesgruber das Gespräch und ließ einen etwas ratlosen Polizeipräsident am anderen Ende zurück.
    
    "Du bist so heiß wie ein Vulkan und heut' verbrenn ich mich daran. Jeder Mann nennt dich Sweetlady Samba , jeder sieht dass du kein Kind mehr bist, die bunten Lichter dreh'n sich wie Feuer, wenn du die Welt ringsherum vergisst. Du bist so heiß wie ein Vulkan!"
    
    Werner Schmidhuber, erstes aktives Mitglied der Altschwabinger Hippie-Vereinigung "Gegen Safer-Sex, Rasur und Blasmusik", drehte sein japanisches Kofferradio auf die maximale Lautstärke und summte mit Inbrunst mit.
    
    Das Feuer aus mehreren Boulevardblättern, dass im Sozius seiner Harley brannte, wärmte ihn von der Seite, als er durch die frische Luft des Frühlingsabends über die Wittelsbacherbrücke gen Karlsplatz brauste.
    
    Und obwohl er mal bei den Hells Angelz gewesen war, und obwohl er seine Frau und die gemeinsame Tochter an die Vorstadtbourgeoisie verloren hatte, drängte sich jetzt ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen.
    
    Er verspürte jenes ...
    ... Gefühl von freier Individualität, dass er vor 30 Jahren, beim Nacktbaden an der Isar, zum letzten Mal verspürt hatte.
    
    Hinter ihm folgte ein Heer von martialisch in der Abendsonne blitzenden Bussen und Autos, aus deren Fenstern Flaggen geschwenkt und Parolen gebrüllt wurden.
    
    Und trotz der Tatsache, dass die Münchner mit einem Coup d'etat schon einmal eher negative Erfahrungen gemacht hatte, schien die Bevölkerung die Aktivisten zumindest zu tolerieren.
    
    Die meisten Fenster auf ihrem Weg in die Altstadt waren verdunkelt, aus manchen dröhnte auch laut Blasmusik, aber hin und wieder winkte auch jemand den Demonstranten zu oder hatte eine Peace-Flagge auf der Wäscheleine gehisst.
    
    Sigi Nerlingers Herz pochte ihm bis zum Hals. Er war mit ein paar anderen schlecht gelaunten Polypen auf der Ladefläche eines der hinteren Fahrzeuge, einem ausrangierten Pickup, verfrachtet worden und in einer unaufmerksamen Phase seiner Bewacherin, (der Wikingerin) war es ihm möglich gewesen, sein Mobiltelefon zu zücken und eine Notfall-SMS, mit dem Vorhaben dieser Nackt-Terroristen an seinen geschätzen Chef zu schreiben.
    
    Leider bemerkte die Aufpasserin (ihr Name war übrigens Helga, soviel hatte er dank seiner überragenden Profiler-Fähigkeiten herausgefunden) seine Handyaktivitäten und kassierte diese einzige Verbindung zur Außenwelt ein.
    
    Außerdem hatte er mit einer Strafe zu rechnen, deren Vollstreckung jedoch erst nach dem Erreichen ihrer nächsten Station am Stachus durchgeführt werden ...